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Wie Mittelständler für den Kampf gegen Korruptionsfälle gewappnet sind

08.08.2011  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: ManagerGate.

Schmiergeld- und Korruptionsaffären brachten in den vergangenen Jahren große und namhafte Konzerne wiederholt in Verruf und richteten Milliardenschäden an. Deswegen haben insbesondere große Firmen Organisationsstrukturen, die unter dem Namen „Compliance“ bekannt sind, etabliert.

Inzwischen ist Compliance auch ein brennendes Thema im Mittelstand. Wie eine Anti-Korruptionsstruktur in übersichtlichen Schritten aufgebaut werden kann, erläuterte die Rechtsanwältin und FOM-Dozentin Dr. Evelyn Klasen beim zweiten „Stuttgarter Gespräch“ der FOM Hochschule für Oekonomie & Management.

„Korruption birgt erhebliche Risiken für ein Unternehmen – unabhängig von seiner Größe“, erläutert Dr. Evelyn Klasen, Fachanwältin und Dozentin an der FOM. „Hält ein Unternehmen sich nicht an die Regeln, drohen hohe Bußgelder, Haftungsrisiken und erhebliche Reputationsschäden.“

Korruptionsfälle haben früher vorwiegend Großkonzerne beschäftigt, rücken aktuell aber verstärkt in den Fokus kleinerer Unternehmen. „Spätestens jetzt, mit dem in Kraft tretenden UK Bribery Act, ist auch der Mittelstand direkt betroffen“, warnt Dr. Evelyn Klasen. Das weltweit strengste Anti-Korruptionsgesetz betrifft nicht nur britische Unternehmen, sondern auch Firmen mit einer Niederlassung oder einer Tochtergesellschaft im Vereinigten Königreich oder Firmen, die Teile ihres Geschäfts in Großbritannien tätigen. Gegen das Gesetz verstößt ein Unternehmen, wenn es sich der aktiven oder der passiven Bestechung schuldig macht, einen ausländischen Amtsträger besticht oder solche Bestechungshandlungen nicht vermeidet. Dabei spielt es keine Rolle, ob die strafbare Handlung ganz oder teilweise in Großbritannien stattgefunden hat. Mit umfasst werden der Gesetzgebung nach auch Handlungen durch Dritte, wie Agenten, Subunternehmer, Zulieferer oder Geschäftspartner.

Auch mittelständische Unternehmen, die keine direkten Geschäftskontakte nach Großbritannien pflegen, müssen Compliance-Strukturen einführen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Laut Dr. Evelyn Klasen ist Compliance im Mittelstand eine unvermeidliche Aufgabe, die dringend in Angriff genommen werden muss: „Insbesondere Zulieferer für Großkonzerne müssen inzwischen Anti-Korruptionsmaßnahmen nachweisen können, sonst kommen sie als Geschäftspartner nicht mehr in Frage und haben keine Chance bei der Vergabe von Aufträgen. Kein Konzern ist mehr bereit, Risiken auf diesem Gebiet einzugehen.“

„Für den Mittelstand empfiehlt es sich, einerseits gängige Strukturen zu übernehmen, anderseits aber im Vergleich zu Großkonzernen möglichst ressourcenschonend zu arbeiten“, beschreibt Dr. Klasen. Im Prinzip lässt sich eine erfolgreiche Compliance-Struktur in vier strukturelle Bereiche unterteilen. Der erste Teilbereich ist hierbei die Gestaltung präventiver Maßnahmen. „Dabei ist nicht zwingend eine eigene Compliance-Abteilung nötig, sondern es genügt oftmals zum Beispiel, ein Regelwerk mit entsprechenden Aufsichtsstrukturen einzuführen“, so die FOM-Dozentin. Unentbehrlich für eine funktionierende Compliance-Struktur ist des Weiteren ein Hinweisgebersystem gegebenenfalls gekoppelt an einen Ombudsmann. „Als Mittelständler kann man sehr sparen, wenn man hier auslagert“, empfiehlt die Rechtsexpertin, „auch bei der Einführung repressiver Maßnahmen lohnt sich Outsourcing – um die eigene Rechtsabteilung klein zu halten, kann rechtliche Unterstützung bei externen Anwälten oder Verbänden gesucht werden.“ Um eine funktionierende Compliance-Struktur zu guter Letzt abzurunden, müssen regelmäßig Schulungen durchgeführt und Informationen bereitgestellt werden. Denn am Ende bleibt oft nur eine Möglichkeit, sich gegen Haftungsansprüche zu verteidigen, verdeutlicht Dr. Evelyn Klasen: „Man muss nachweisen können, dass im Unternehmen angemessene Maßnahmen zur Korruptionsprävention existent und wirksam sind, und man muss nachprüfen, ob das auch der Fall bei den Geschäftspartnern ist.“

Quelle: Pressestelle FOM Hochschule für Oekonomie & Management, Essen
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