16.05.2013 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: TU Berlin.
Er zählt zu den wegweisenden Ingenieuren des späten 20. Jahrhunderts: Stefan Polónyi. Gestalt und Material in einen Dialog zu bringen ist für ihn bei jeder Bauaufgabe eine Herausforderung. Die Ausstellung, die das nordrhein-westfälische Museum für Architektur und Ingenieurbaukunst in Kooperation mit der TU Dortmund entwickelt hat, veranschaulicht an einigen seiner Projekte verschiedene Arten von Tragwerksplanung.
Die Ausstellung
Polónyi hat in den 1990er Jahren zahlreiche, gut sichtbare Spuren hinterlassen: Dazu gehören unter anderem die Brückenkonstruktionen, die er für einige Projekte der Internationalen Bauausstellung entwickelt hat. Aber auch aus anderen Schaffensphasen in seinem Gesamtwerk werden Projekte gezeigt, die die Umsetzung von Konstruktionsprinzipien in Tragwerkslösungen vertiefen. Dabei werden die Entwurfsprozesse transparent. Gezeigt wird, wie Polónyis Tragwerkslösungen die ursprüngliche Entwurfsidee der Architekten beeinflussten, modifizierten oder sogar veränderten. „Tragende Linien und tragende Flächen“, die Grundprinzipien von Tragwerken dienen zur Systematisierung der Präsentation: Gerade tragende Linien, gekrümmte Linien, ebene Flächentragwerke oder gekrümmte Flächentragwerke.
Die Ausstellung zeigt die vielfältigen baulichen Lösungen, zu denen Polónyi im Laufe seines langen Arbeitslebens mit unterschiedlichen Architekten gefunden hat.
Zeit: 17. Mai bis 29. Juni, Montag bis Freitag, 14.00 bis 20.00 Uhr, Samstag, 12.00 bis 18.00 Uhr
Ort: TU Berlin, Straße des 17. Juni 150, 10623 Berlin, Fakultätsforum im Architekturgebäude
Der Eintritt ist frei.
Die Lehre
Nach seinem Studium in Budapest, der Gründung seines Büros in Köln Ende der 1950er Jahre und einer späteren Lehrtätigkeit an der TU Berlin kommt Stefan Polónyi 1971 an die Universität Dortmund. Dort erfährt die Lehre durch ihn eine wesentliche Neuausrichtung: Das „Dortmunder Modell“ brachte die beiden Studiengänge Architektur und Bauingenieurwesen zusammen, ohne die Profile beider Disziplinen aufzulösen. Damit speiste Polónyi seine Auffassung von der Arbeit eines Ingenieurs in die Ausbildung mit ein: die Wechselwirkung mit der Architektur zu suchen, um Gestalt und Tragwerk zu einer eigenen Ästhetik zu verbinden. Mit dieser Herangehensweise hat er viel Kritik aus den eigenen Reihen provoziert. Für viele Architekten hingegen war die Zusammenarbeit mit ihm eine Bereicherung. Mittlerweile befindet sich Polónyis Vorlass im Archiv für Architektur und Ingenieurbaukunst an der TU Dortmund.
Die Modelle
Anhand von interaktiven Modellen werden in der Ausstellung die grundsätzlichen Wirkmechanismen von Tragen und Lasten nachvollziehbar und ihre Umsetzung in den wichtigen Tragwerkslösungen von Polónyi veranschaulicht. Wie wirken Zug- und Druckkräfte, wie lassen sie sich auf Materialien und Form verteilen? Wie werden die Kräfte von Tragen und Lasten optimal im Tragwerk eines Gebäudes umgesetzt? Welche Tragwerkslösung setzt den architektonischen Entwurf am besten um? Bei diesen Ausstellungsmodellen handelt es sich nicht um digitale Modelle, sondern um rund zehn Objekte zum Anfassen. Hier wird zum Beispiel deutlich, dass sich extremer Druck auf eine Säule anders als auf einen Pfeiler auswirkt: Die runde Form kann fünfmal mehr tragen als eine vergleichbare Vierkant-Form.
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