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Selbstständige Beschäftigung geht zurück

04.09.2015  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW Berlin).

In Deutschland gibt es immer weniger Gründer: Der Trend zur Selbstständigkeit ist bereits im Jahr 2007 zum Stillstand gekommen; seit 2012 nimmt die Zahl der Selbstständigen sogar ab.

Die Entwicklung ist fast ausschließlich auf den Rückgang bei den sogenannten Solo-Selbstständigen – Unternehmer ohne Beschäftigte – zurückzuführen, die in den Jahren zuvor bereits für den Anstieg der Gründungen verantwortlich gewesen waren. Zu diesen Ergebnissen kommt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) in einer aktuellen Studie. Die Trendwende ist über alle Branchen und fast alle Altersgruppen zu beobachten, lediglich bei den Älteren ist die Zahl der Selbstständigen zuletzt noch gestiegen. Dagegen expandierte die Zahl der abhängig Beschäftigten in den letzten Jahren in fast allen Wirtschaftszweigen kräftig. „Der Trend hin zur Selbstständigkeit, der als wichtiges Element eines Struktur­wandels auf dem Arbeitsmarkt angesehen wurde, scheint gebrochen zu sein“, sagt DIW-Arbeitsmarktexperte Karl Brenke, der für seine Analyse Daten des Mikrozensus und der vom DIW Berlin in Zusammenarbeit mit TNS Infratest Sozialforschung erhobenen Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) ausgewertet hat.

In den Neunziger Jahren hatte die Selbstständige Beschäftigung in Deutschland – nicht zuletzt wegen zahlreicher Existenzgründungen in Ostdeutschland – deutlich zugenommen. Diese Ausweitung verstärkte sich nach der Jahrtausendwende, auch im Zuge der Förderung von Existenzgründungen aus der Arbeitslosigkeit im Rahmen der Hartz-Reformen – Stichwort „Ich-AG“. Daraus resultierte der kräftige Anstieg bei den Solo-Selbstständigen, von denen allerdings ein erheblicher Teil nur ein geringes Einkommen erzielte. Bis 2007 entwickelte sich die Selbstständige Beschäftigung besser als die abhängige. Danach stagnierte die Zahl der Selbstständigen, und seit 2012 geht sie zurück, während die Zahl der Arbeitnehmer expandiert.

Alle Wirtschaftszweige betroffen

Der Rückgang der Selbstständigkeit erstreckt sich – mit Ausnahme der Älteren – über fast alle Altersgruppen. Auch in nahezu allen Wirtschaftszweigen gibt es inzwischen weniger Selbstständige. Besonders stark war der Rückgang im Grundstücks- und Wohnungswesen (Makler, Hausverwaltungen), beim Transportgewerbe, im Handel und im verarbeitenden Gewerbe. In der Landwirtschaft setzte sich der langjährige Trend der Aufgabe bäuerlicher Betriebe fort. Im Baugewerbe war aufgrund der guten Baukonjunktur indes ein kräftigerer Anstieg der Selbstständigkeit zu verzeichnen.

Weniger Geringverdiener unter den Solo-Selbstständigen

Getragen wurde der Rückgang im Wesentlichen von den Solo-Selbstständigen. Im Verlauf des Schrumpfungs­prozesses ist einerseits der Anteil der Geringverdiener unter ihnen gesunken. Derzeit erzielen aber immer noch etwa ein Viertel aller Selbstständigen einen Bruttostundenlohn, der unter dem Mindestlohn für Arbeitnehmer von 8,50 Euro liegt. Andererseits ist die Zahl der Solo-Selbstständigen gestiegen, die ein Einkommen von 25 Euro und mehr pro Stunde erzielen. „Man sollte das aber nicht überbewerten und darin eine Anpassung des Einkommensniveaus der Selbstständigen an frühere Zeiten sehen. Denn der zeitweilig höhere Anteil der Geringverdiener dürfte auch mit dem Wegfall der Subventionen zusammenhängen, die wohl nicht selten zu einer Selbstständigkeit angeregt haben, bei der es nicht viel zu verdienen gab. Tatsächlich liegen die realen Bruttoeinkommen der Selbstständigen noch unter dem Niveau der Zeit vor der Finanzkrise – und weit unter dem von Mitte der Neunziger Jahre“, fasst Brenke die Entwicklung zusammen.


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