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Fusionen und Übernahmen in der Baubranche

15.12.2011  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Deloitte .

Diversifizierung und Internationalisierung durch Akquisitionen

Diversifizierung und Internationalisierung sind die M&A-Trends ("Mergers & Acquisitions", Fusionen und Übernahmen) in der europäischen Bauindustrie. Nicht zuletzt aufgrund des hohen Margendrucks im traditionellen Kerngeschäft sowie den konjunkturellen Auswirkungen der Finanzkrise suchen die Unternehmen mehr Profitabilität durch Aktivitäten in verwandten Geschäftsfeldern wie den Energie- und Entsorgungssektoren, aber auch bei Transport und Infrastruktur. Der Industrial-Products- und -Servicesektor gewinnt ebenfalls an Bedeutung. In Deutschland ist Bilfinger Berger ein Beispiel für die strategische Diversifizierung in zukunftsträchtige Bereiche. Dabei sind es vor allem die großen Konzerne, die ihre Umsätze mittlerweile in Umfang nicht mehr im Bauhauptgewerbe, sondern in anderen Segmenten erzielen. Nach dem Tief in 2009 ist die Zahl der M&A-Deals 2010 wieder etwas angestiegen und wird sich auf bescheidenem Niveau stabilisieren, wie die erste Ausgabe der neuen Deloitte-Reihe „European M&A Construction Monitor“ zeigt.

„Lag die Zahl der M&A-Deals 2009 noch bei nur 115, so stieg sie 2010 auf insgesamt 144 an. Dabei zeigte sich, dass vor allem grenz- und branchenübergreifende Zusammenschlüsse zunahmen. Während die durchschnittlichen EBIT-Margen im Kerngeschäft bei knapp vier Prozent liegen, sind in anderen Bereichen bis zu 13 Prozent realisierbar“, erklärt Michael Müller, Partner und Industry Leader Real Estate bei Deloitte.

Höhere Margen außerhalb des Kerngeschäfts

Entstanden war der Trend zu branchenübergreifenden Mergers vor einem Jahrzehnt in Südeuropa, vor allem in Spanien, wo die großen Baukonzerne zunächst ihre Bau-nahen Dienstleistungen ausbauten und später auch in die Energiebranche investierten. Sie begründeten einen Trend, der heute aktueller ist denn je. Die Gründe sind einleuchtend: Neben attraktiveren Margen locken Synergiepotenziale und ein breiteres, integriertes Angebotsspektrum – was auch ein ausgewogeneres Risikoprofil mit sich bringt.

Beispiel: Bilfinger Berger
Beispielhaft für diese Entwicklung steht das deutsche Unternehmen Bilfinger Berger, welches seit einigen Jahren konsequent den Umbau von einem Bauunternehmen zu einer international agierenden Multi Service Group betreibt. Mit den kürzlich vollzogenen Akquisitionen von Alpha Mess-Steuer-Regeltechnik und dem italienischen Filterhersteller Diemme wird dieser Prozess fortgesetzt. Im Gegenzug wurden die eigentlichen Bauaktivitäten zurückgefahren und beispielsweise die Mehrheitsbeteiligung an dem australischen Bauunternehmen Valemus entsprechend der geänderten strategischen Ausrichtung der Unternehmensgruppe veräußert.

Neue Potenziale außerhalb Europas Grenzen

Die Begrenztheit des europäischen Marktes bzw. der Heimatmärkte der europäischen Baukonzerne macht eine territoriale Ausweitung der Aktivitäten unumgänglich. Derzeit sind zwei Internationalisierungsstrategien zu beobachten: internationale Gruppen und internationale Konglomerate. Die erste Strategie wird vor allem von internationalen Baukonzernen in West- und Nordeuropa verfolgt, die vorwiegend in ihre Regionen und ihre Geschäftsfelder investieren. Die zweite wird von international tätigen und breit diversifizierten Unternehmensgruppen umgesetzt. Diese expandieren insbesondere in Europa und Nordamerika, aber auch in anderen Kontinenten, in komplementäre Geschäftsfelder.

Mit Blick auf grenzüberschreitende Deals ist auch eine geografische Verschiebung zu beobachten: Hatten die Unternehmen ihren Schwerpunkt zunächst in Süd- und Westeuropa, so liegt dieser nun vor allem in Nord- und Osteuropa. Der Anteil der Cross-border Deals in Osteuropa betrug im Jahr 2010 ca. 43 Prozent (2009: 36%); in Nordeuropa belief er sich auf 30 Prozent (2009: 13%).

In Deutschland sind M&As eher nicht zu erwarten

Die weitere M&A-Aktivität europäischer Baukonzerne ist nur schwer zu prognostizieren. In Deutschland ist aus heutiger Sicht für die nahe Zukunft ein nennenswerter Deal größerer Bauunternehmen nicht sehr wahrscheinlich. Die interessanten Märkte liegen außerhalb Europas.

Die Zukunft der Branche steht vor allem im Zeichen der Konsolidierung. Gerade kleine und mittlere Unternehmen werden es immer schwerer haben sich am Markt zu behaupten, wobei hier insbesondere Südeuropa betroffen ist. Auch in Osteuropa werden vor allem kleinere und mittlere Bauunternehmen aufgrund des finanziellen Drucks die Notwendigkeit haben, sich größeren Einheiten anzuschließen.

„Trotz regionaler Schwerpunkte wird die Konsolidierungswelle die gesamte Branche treffen. Welche Unternehmen erfolgreich sind, ist nicht zuletzt eine Frage des Risikomanagements und der Profitabilität. Insgesamt aber hängt die Zukunft der Branche auch eng mit der konjunkturellen Entwicklung zusammen. Langfristig erwarten wir einen weltweiten Konsolidierungstrend aus dem weniger große, aber multidisziplinäre Player hervorgehen werden“, schließt Michael Müller.

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