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Die richtigen Hilfsverben zur Perfektbildung

11.12.2014  — Lars Kaupisch.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

"Sein" und "haben" – diese Hilfsverben stehen Ihnen zur Verfügung, wenn Sie ein Verb ins Perfekt setzen wollen. Aber wann kommt welches zum Einsatz? Und "hat" oder "ist" man beispielsweise "gestanden"?

Die Faustregel, mit der die Frage nach "sein" oder "haben" meist beantwortet wird, lautet: Nur Verben der Bewegung werden mit "sein" gebildet. Beispiele dafür sind "ich bin gelaufen", "ich bin geschwommen" oder "ich bin geflogen". Ansonsten ist "haben" das Standard-Hilfsverb.

Mit dieser Regel kommen Sie im Regelfall ganz gut hin. Manchmal werden zwar auch Bewegungsverben mit "haben" ins Perfekt gesetzt, dann verändert sich aber auch der Rahmen, in dem es benutzt wird. Beispielsweise würden Sie sagen "ich bin (Auto) gefahren" und nicht "ich habe Auto gefahren", schon allein, weil diese Variante merkwürdig klingt. Allerdings könnten Sie sagen "ich habe das Auto gefahren" – und schon klingt die Sache viel vertrauter.

Das liegt daran, dass im ersten Fall "Auto fahren" zusammen als (Bewegungs-)Verb funktioniert. Im zweiten Fall bringt der zusätzliche Artikel "das" eine wesentliche Veränderung: "das Auto" wird plötzlich zum Akkusativ-Objekt und "fahren" erhält die Bedeutung "steuern / lenken". Plötzlich ist das Verb kein Bewegungsverb mehr – und auch nicht mehr intransitiv (benötigt nur ein Subjekt), sondern transitiv (benötigt zusätzlich auch noch ein Objekt).

Transitiv vs. intransitiv

(In-)Transitivität ist ein weites Feld, in Bezug auf "sein" und "haben" ist aber vor allem ein Aspekt von Bedeutung, der untermauert, warum "sein" seltener für das Perfekt verwendet wird als "haben": Intransitive Verben können nicht ins Passiv gesetzt werden, transitive Verben schon. Im Perfekt brauchen Sie dafür neben "werden" auch "sein". Fehlt es, klingt die Konstruktion unvollständig.

"Sie sind beglückwünscht" schreit geradezu nach "worden", während "Sie sind gefahren" vollkommen in Ordnung ist. Die Verwendung von "sein" würde bei intransitiven Verben also zusammenführen, was nicht zusammen gehört.

Besonderheit mit "stehen"

"Stehen" ist offensichtlich kein Bewegungsverb, trotzdem wird es nicht dogmatisch mit "haben" ins Perfekt gesetzt. Je weiter südlich man sich im deutschen Sprachraum bewegt, desto häufiger werden Sie "ich bin gestanden" hören oder auch selbst sagen. Norddeutsche halten das für einen Fehler – genauso wie mancher Süddeutsche befremdet ist, wenn ein Norddeutscher ihm sagt, er "habe gestanden". Die Frage, was er denn gestanden habe, ist da nicht auszuschließen.

Beide Varianten sind übrigens erlaubt. Zu empfehlen wäre nur (wie immer), innerhalb der eigenen Sprache, vor allem in Texten, konsequent zu bleiben. Und natürlich kann es eine freundliche Geste sein, dem Empfänger der eigenen Worte entgegen zu kommen und dementsprechend auf "sein" oder "haben" zurückzugreifen.


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