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Diät war gestern! Diät macht dick!

14.06.2012  — Martina Morf-Koller.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Unsere Ernährungsexpertin Dr. Martina Morf-Koller erklärt in Ihrer heutigen Kolumne, was es mit diesem scheinbar paradoxen Satz auf sich hat und wieso es sich lohnt, einen langen Atem beim Abnehmen zu haben.

Liebe Leserin, lieber Leser,

gestern war es mal wieder soweit. Johanna hat die Bikini-Vorsaison-Diät-Tage eingeläutet, eigentlich wie jedes Jahr. Diesmal heißt es „8 Kilo in 8 Wochen, mit Erfolgsgarantie“. Und wie jedes Jahr fragt sie auch nach meiner Meinung. Es ist fast schon ein Ritual. Letztes Jahr war es die „Kartoffeldiät“, denn 100g Kartoffeln haben schließlich nur 70 kcal. Bloß Pommes und Puffer machen dick. Und davor hatten wir „Fettes-Frühstück-Diät“. Morgens deftig essen und das Körperfett schmilzt schneller. Anzeige

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Wie jedes Jahr beginne ich dann: „Dauerhaft abnehmen beginnt im Kopf. Man muss die Verführer und die Gewichtsfallen erkennen und umschiffen lernen, die Erwartungshaltung nicht zu hoch ansetzten, sonst ist der Misserfolg praktisch vorprogrammiert.“ „Du bist doch sowieso gegen jede Diät.“ Sie schaut mich trotzig an. „Ich lese den Spruch an deiner Praxiswand jedes Mal, wenn ich reinkomme: Schlanksein beginnt mit einem Apfel oder einer Möhre. Dicksein mit einer Diät.“ Also versuche ich es anders. „8 Kilo in 8 Wochen, wie soll denn das gehen?“
„Erstens, man nimmt weniger Kalorien auf.“ Ok, bei einer täglichen normalen Kalorienmenge von 2200 (was nicht eben üppig ist und deshalb von Johanna auch nie eingehalten werden kann) dürfte sie an 25 von den 56 Diättagen eigentlich gar nicht essen. „Zweitens, man soll durch Sport unterstützen.“ In 56 Tagen also etwa 187 Stunden Joggen, das wären ca. 3,4 Std. am Tag. Da muss man schon sehr diätwillig sein. „Drittens isst man spezielle slim-food Extras, die schlank machen.“ Ich lese auf der Beschreibung nach.

Wassertrinken morgens auf nüchternen Magen

Laut einer Studie nimmt man tatsächlich 50-100kcal am Tag weniger auf, wenn man es tut, spart man so ca. 2,5 kg im Jahr. Das ist toll, kostet nichts und macht keinen großen Aufwand, außerdem schadet es dem Körper nicht. Trinken ist immer gut. In 8 Wochen bringt das satte 340 g weniger auf die Waage. Ein eher magerer Verlust.

Bitterstoffe aus Artischocke und Rucola

Artischocke z.B. enthält Cynarin, welches die Produktion von Verdauungssekreten fördert. Dadurch bekomme ich bei deftigen Mahlzeiten keinen Blähbauch oder Völlegefühl, und die Leber wird entlastet. Das Fett wird besser verdaut, aber dadurch nicht weniger. Vielleicht sehe ich ein wenig schlanker aus ohne luftgefüllten Bauch. Aber leichter werde ich auf keinen Fall.

Seelachs

Schwimmt in Wartezimmer-Zeitschriften als slim-food weit voraus. Er ist fettarm, eiweißreich und enthält Jod, gar keine Frage, gesundes Essen. Aber nur weil meine Schilddrüse durch die Jodzufuhr genug Hormon produzieren kann, also ganz „normal“ funktionsfähig ist, werde ich nicht dünner. Falls ich nur wegen meiner Schilddrüse tatsächlich an Gewicht verliere, wäre es dringend geraten, einen Arzt aufzusuchen, denn dann leide ich an einer Überfunktion.

Enzyme aus Ananas und Papaya

Sollen bei der Eiweißverdauung helfen und dadurch schnell Futter für den Muskelaufbau liefern. Das ist überhaupt die beste Nummer von allen. Eiweißverdauung findet im Zwölffingerdarm, bzw. im vorderen Dünndarm statt. Davor hat Mutter Natur unseren Magen samt Magensäure gesetzt. Die schickt Papain und Bromelain ganz schnell in die ewigen Jagdgründe, schade eigentlich. Da helfen dann wohl nur Kapseln. (Falls es jemanden interessiert: Muskelaufbau geht ohne Sport übrigens nicht wirklich.) Jeder seriöse Beweis fehlt, dass solche Nahrungsmittel wirklich „Fatburner“ sind.
„Halt! Halt! Aufhören! Ich hab´s ja kapiert,“ seufzt Johanna genervt. „Es klingt halt alles so toll. Und sieh dir nur die Vorher-Nachher-Bilder an und die Dankesschreiben. Das kann doch nicht alles gelogen sein. Außerdem will man doch auch Ergebnisse sehen, wenn man sich so quält.“ Aber warum überhaupt quälen? Alles ohne Spaß und mit viel Stress geht eh schief. Jeden Tag eine kleine Essensgewohnheit ändern oder etwas mehr Bewegung in den normalen Alltag bringen, das bringt´s. Wer auch nur einmal pro Woche den Kuchen oder die Schokolade durch einen Apfel ersetzt, ist auf dem richtigen Weg. Johanna mag ihre Bauchröllchen nicht, dabei hat sie wunderschöne Augen, die man betonen kann. Da schaut keiner mehr auf den Bauch. Nach dem Sport kein Naschen zur Belohnung oder nicht mehr essen bis man fast platzt, nur weil es so lecker ist. Johanna nickt wie erschlagen: „Also essen heißt die Devise, bloß eben anders.“ Ich freue mich jetzt schon auf nächsten Frühling.

Dr. Martina Morf-Koller



Die Autorin:

lebt mit Mann und Kind in Hamburg-Bergedorf und arbeitet dort als Heilpraktikerin in eigener Praxis. Sie hat sich auf Beschwerden und Schmerzen des Bewegungssystems spezialisiert. Dabei behandelt sie Muskeln, Gelenke, Wirbelsäule und fasziale Netzwerke manuell und vermittelt alltagsbezogene ökonomische Bewegungsformen um die Körperstruktur nachhaltig zu verbessern. In klientenzentrierter Gesprächstherapie entwickelt sie mit Patienten individuelle Strategien zur Stressbewältigung. Als Ernährungsberaterin liebt sie es außerdem, Wissenswertes zum Thema „gesunde Ernährung“ humorvoll aufzubereiten und praxistauglich ihren Patienten näherzubringen. Ernährungsberatung soll auf jeden Fall Genuss, Lebensfreude und auch Spaß vermitteln, denn sonst kommt das Wissen nicht an.
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