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DAX-Aktionäre erhalten 25 Mrd. Euro Dividenden – nicht jedoch Zertifikatsbesitzer

08.08.2011  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: ManagerGate.

Warum Zertifikatsbesitzer bei Dividendenzahlungen meist leer ausgehen

Bedingungsfallen bei Zertifikaten

DAX-Aktionäre können sich auf 25 Mrd. EUR Ausschüttungen in den nächsten zwei Monaten freuen. Doch so mancher Zertifikatsbesitzer geht leer aus. Dividenden werden am Börsentag nach der Hauptversammlung vom Aktienkurs abgezogen, das Papier wird dann "exDividende" gehandelt. Ein solcher Kursabschlag kann für Derivate folgenreich sein. Das gilt insbesondere für hochriskante Knock-out-Papiere. Sie können wertlos verfallen, wenn die zugrunde gelegte Aktie eine vorher festgelegte Kursschwelle berührt. Aber auch die nach der Finanzkrise vermehrt angebotenen Garantieprodukte unterliegen einem beträchtlichen Risiko. Verletzt beispielsweise die einem Bonus-Zertifikat zugrundeliegende Aktie eine bestimmte Kursbarriere, dann entfällt der versprochene Bonus.

Etwa 40% Rendite-Einbuße durch Zertifikate

In den 50er-Jahren ergab sich nach dem S&P-Index aus der Kursentwicklung zuzüglich der Dividendenzahlungen eine Totalrendite von 467%; in den 80er bzw. 90er-Jahren waren es beispielsweise 389% bzw. 423%. Rund 60% dieser Totalrenditen resultierten aus dem Kursverlauf – etwa 40% mithin aus dem Dividendenbeitrag. Besonders drastisch sah es für Zertifikatsbesitzer in den 2000er-Jahren aus, wo der Kursverlauf 24% im Minus lag, und der Dividendenbeitrag lediglich 15% betragen hat.

Aufklärungspflichten des Anlageberaters

Aus rechtlicher Sicht stellt sich die Frage, ob der Anlageberater auf die vorstehend beschriebenen Zusammenhänge hingewiesen hat. Es kann davon ausgegangen werden, dass sich Anleger für eine andere Asset Klasse entschieden hätten, wenn man ihnen das Dividendenrisiko erläutert hätte. Die Käufer von Zertifikaten, denen Schutz vor Verlusten und attraktive Erträge versprochen werden, verzichten auf Dividendenrenditen zu durchschnittlich 3,5 % im DAX. Verschweigt der Anlageberater dieses Risiko, handelt es sich nicht um eine anlegergerechte Beratung. Diese liegt nur dann vor, wenn der Finanzdienstleister über alle Tatsachen aufgeklärt hat, die für die Anlageentscheidung seines Kunden von Bedeutung sein können. Schadenersatzansprüche gegen die Bank können die Folge sein.

Milliarden-Anlagen in windige Geschäfte

Null Risiko, hohe Rendite, und sichere Steuervorteile. Diese Versprechen begleiten Zertifikate, geschlossene Beteiligungen, Genussrechte, Private-Ecquity-Anlagen und Hedge-Fonds. Die oft hundert oder hunderte Seiten umfassenden Bedingungswerke haben die Berater selten selbst gelesen – geschweige denn verstanden. Wichtig ist den Beratern bei den Zertifikaten zumeist die hohe Provision von rund 8% sowie die laufenden Verwaltungskosten, welche die Rendite des Anlegers ins Minus treibt. Zahlreiche Finanzprodukte dieser Art sind im Ausland für den aktiven Vertrieb an Privatkunden gesperrt, denn diese Investments ähneln meist einem Glücksspiel, bei dem es nur einen sicheren Gewinner gibt, den Berater. In der Praxis haben Anleger regelmäßig auch deshalb gute Chancen auf Rückabwicklung, weil sich fast alle Banken seit Jahren Kick-Backs bzw. versteckte Provisionen haben bezahlen lassen, aber die Gerichte darin inzwischen ein systematisches betrügerisches Verhalten erkennen.

Quelle: Dr. Johannes Fiala, Rechtsanwalt (München) / von Dr. Günther Hemmerling, Rechtsanwalt (Freiburg)
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