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Bei technischen Berufen drohen im Jahr 2030 flächendeckende Fachkräfteengpässe

15.04.2015  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).

Im Bereich der technischen Berufe, die meist einen Berufsabschluss voraussetzen, kommt es bis zum Jahr 2030 zu Fachkräfteengpässen in allen Regionen Deutschlands – wenn sich die bisherigen Trends auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt in der Zukunft fortsetzen.

Dies zeigen erstmals regionale Ergebnisse der gemeinsamen Qualifikations- und Berufsfeldprojektionen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Deutschlands Regionen werden langfristig in sehr unterschiedlichem Ausmaß von Arbeitskräfteengpässen betroffen sein. Grund hierfür sind die bereits jetzt vorherrschenden wirtschaftlichen und demografischen Ausgangslagen. Vor allem im Bereich der Fachkräfte mit einem mittleren Ausbildungsabschluss ist jedoch in fast allen Regionen bis zum Jahr 2030 mit einem Engpass zu rechnen. Eine Ausnahme bildet Baden-Württemberg, da der Abschluss einer Berufsausbildung dort traditionell eine hohe Bedeutung hat und nur wenige Jugendliche das Bildungssystem ohne Abschluss verlassen. Einzig im Osten Deutschlands ist laut den Autoren hingegen mit einem Engpass bei Akademikern zu rechnen.

Auf beruflicher Ebene – unterschieden wird nach 20 sogenannten erweiterten Berufshauptfeldern – fallen die Ergebnisse für die einzelnen Regionen ebenfalls sehr unterschiedlich aus. Engpässe zeichnen sich demnach vor allem in Berufen ab, die einen Berufs- oder Fortbildungsabschluss voraussetzen. Flächendeckend wird dies in den technischen Berufen zu spüren sein. Zu diesen Berufen gehören beispielsweise Elektrotechniker, Bautechniker, Vermessungstechniker und Technische Zeichner sowie zum Beispiel Chemie-, Biologie- und Physiklaboranten. Diese werden aber nicht alle in gleichem Ausmaß betroffen sein. Auf der Ebene dieser Einzelberufe wird sich vermutlich die Entwicklung regional sehr unterschiedlich darstellen.

In den Gesundheitsberufen wird für die Bundesebene zwar eine Engpasssituation errechnet, die Engpässe werden aber nicht in allen Regionen auftreten. Gleichzeitig kommt es den Projektionen zufolge bis zum Jahr 2030 zu einem flächendeckenden Überangebot an Arbeitskräften im Bereich der kaufmännischen Dienstleistungsberufe, der lehrenden Berufe, der Kaufleute im Warenhandel sowie der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Berufe.

Im Einzelnen: Die Region Nord (Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein) ist im Vergleich zu den anderen Regionen auch 2030 stärker auf Landwirtschaft, Verkehr und Lagerei konzentriert. Während in den landwirtschaftlichen Berufen Engpässe möglich sind, wird in den Verkehrs-, Lager- und Transportberufen das Arbeitsangebot den Bedarf decken können. Rekrutierungsschwierigkeiten werden in dieser Region neben den technischen Berufen vor allem bei den Bauberufen auftreten.

Aufgrund einer stärkeren Qualifizierung im Gesundheitsbereich werden die Region Nord und Nordrhein-Westfalen die einzigen Regionen mit einem Überangebot an Arbeitskräften bei den Gesundheitsberufen sein. In Nordrhein-Westfalen sind Engpässe neben den technischen Berufen ebenfalls in den Bauberufen wahrscheinlich.

In der Region Mitte-West (Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland) ist die Wirtschaftsstruktur auch bis zum Jahr 2030 geprägt vom Finanz- und Versicherungssektor. In den besonders vorherrschenden Bereichen der kaufmännischen Berufe sowie der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Berufe wird es zu einem Überangebot an Fachkräften kommen.

In den Regionen Baden-Württemberg und Bayern wächst im Gegensatz zu den anderen Regionen die Bevölkerung. Dort wird auch 2030 das Verarbeitende Gewerbe der Motor des wirtschaftlichen Wachstums bleiben. In den Berufen, die in Bayern und Baden-Württemberg dominieren, also bei Maschinen und Anlagen steuernden und wartenden Berufen sowie IT- und naturwissenschaftlichen Berufen, wird es zu einem Überangebot an Fachkräften kommen. In Bayern ist in vergleichsweise nur wenigen Berufshauptfeldern überhaupt mit einem Fachkräfteengpass zu rechnen.

In den neuen Bundesländern (inklusive Berlin) stellt das Gesundheitswesen ab dem Jahr 2020 die größte Branche dar. Ein Grund hierfür ist der demografische Wandel, der bis 2030 in allen Regionen hier den größten Bevölkerungsrückgang hervorruft. Der starke Angebotsrückgang wird auch die Rekrutierungsschwierigkeiten in den meisten Berufshauptfeldern verstärken.

Die in den Projektionen vorhergesagten Engpässe oder Überhänge sind nicht als unausweichlich aufzufassen. So schreiben die Autoren: „Die Projektionen zeigen, auf welchem Entwicklungspfad wir uns bis zum Jahr 2030 befinden, wenn sich die bisherigen Trends in der Zukunft fortsetzen.“ Durch beispielsweise mehr regionale Mobilität und berufliche Flexibilität könnten Fachkräfteengpässe und -angebote teilweise ausgeglichen werden.

Die BIBB-/IAB-Berufsfeldprojektionen werden gemeinsam vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) unter Mitwirkung des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik (FIT) und der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) durchgeführt. Die Studie ist im Internet abrufbar unter http://doku.iab.de/kurzber/2015/kb0915.pdf.


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