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Ausbau der ergänzenden Altersvorsorge: bAV punktet mit Effizienz und Verbreitung

12.10.2016  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Towers Watson GmbH.

Reformvorschläge aus der Praxis zur weiteren Verbreitung der betrieblichen Altersversorgung.

„Slalom oder freie Fahrt – mit der bAV neue Wege gehen“ – unter diesem Motto fand die insgesamt zehnte bAV-Konferenz von Willis Towers Watson statt. Lösungskonzepte mit Blick auf die Demografiefalle und die aktuelle Niedrigzinsfalle standen im Fokus. Referenten namhafter Unternehmen wie Caterpillar, Deutsche Telekom, Dräger, Robert Bosch und Siemens stellten anhand ihrer Unternehmenspraxis Herausforderungen und Gestaltungsoptionen für die bAV vor. Der Branchentreff für Experten der betrieblichen Altersversorgung (bAV) stand zudem unter den Vorzeichen der anstehenden politischen Entscheidungen um das geplante Renten-Reformkonzept.

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„Die bAV wurde immer wichtiger, weil die bAV nun ein Mittel ist, mit der Unternehmen die Vergütung und die Motivation der Mitarbeiter steuern können. Das war vor zehn Jahren anders“, resümiert Dr. Reiner Schwinger, Head of the Northern Europe Region von Willis Towers Watson Deutschland, angesichts von einer Dekade bAV-Konferenz und fügt hinzu: „Vor zehn Jahren ging es um die Bewältigung von Vergangenheitslasten – heute ist die bAV ein Instrument für das Erreichen von Unternehmenszielen.“ Auch die Herausforderungen haben sich verändert. „Eine Herausforderung ist die Niedrigzinsphase. Einerseits wird Sparen in dieser Phase nicht entlohnt. Andererseits ist das Sparen aber umso wichtiger, weil wir uns in einer Demografiefalle befinden“, erläutert Schwinger. Mit Blick auf die aktuelle Situation weist er auf die Chancen, die in der bAV liegen, hin: „Sinkt die gesetzliche Rente deutlich ab, werden Kompensationsmaßnahmen gebraucht und diese können nur in der bAV liegen“. Die zweite Herausforderung sei, dass die Politik gerade versuche, einen Weg aus diesem Dschungel zu finden. „Aus unserer Sicht ähnelt dies eher einer wirren Slalomfahrt als einer Abfahrtstrecke“, sagt Schwinger.

bAV – effiziente und weitrechende Antwort auf Altersvorsorgebedarf

Angesichts der demografischen Entwicklung und der Niedrigzinsphase weist auch Dr. Thomas Jasper, Leader Retirement Western Europe von Willis Towers Watson, auf die Bedeutung der bAV hin: „Effizienz und Verbreitung – in diesen beiden Punkten kann die bAV wesentlich dazu beitragen, die aktuellen Heraus­forderungen der Altersvorsorge zu bewältigen.“ Er fährt fort: „Effizient ist die bAV, weil sie als kollektive Vorsorge über Größenvorteile verfügt. Darüber hinaus profitiert sie von einem gesunden Wettbewerbsdruck: Unternehmen entwickeln immer weiter ausgefeilte bAV-Lösungen, um damit talentierte Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden. Gleichzeitig stehen die ‚Zulieferer‘ der Unternehmen – Versicherer, Asset-Manager usw. – im Wettbewerb und entwickeln ihrerseits effiziente, auf die Bedürfnisse von Unternehmen und Mitarbeitern abgestimmte Vorsorgeprodukte.“

Jasper mahnt jedoch Reformbedarf an: „Bereits heute profitieren rund 60 Prozent der Mitarbeiter in Deutschland von einer bAV. Die bAV könnte aber noch weiter verbreitet sein, wenn die rechtlichen Rahmen­bedingungen für unternehmensspezifische Opting-out-Modelle geklärt wären.“ In solche bAV-Modelle werden automatisch alle Mitarbeiter eines Unternehmens (auch mit Eigenbeiträgen zur bAV) einbezogen, es sei denn, einzelne Mitarbeiter entscheiden sich explizit dagegen.“ Aktuelle Studien wie der „Global Benefits Attitudes Survey“ von Willis Towers Watson zeigen, dass solche Lösungen auch den Mitarbeitern entgegenkommen: Fast alle sind mit einer solchen Lösung entweder sehr zufrieden (72 Prozent) oder haben zumindest nichts dagegen (26 Prozent). Darüber hinaus bringt Jasper auch eine mögliche Erleichterung des Anbieterwechsels ins Gespräch: „Gerade bei fondsgebundenen Versicherungen wäre bei entsprechenden regulatorischen Änderungen ein ganz neuer Wettbewerb zwischen den Anbietern möglich – der für weitere Effizienzgewinne sorgen würde“, betont der bAV-Experte.

Reformvorschläge erläutert

Besonders viel Aufmerksamkeit erhielt der Vortrag von Prof. Dr. Dirk Kiesewetter. Der Würzburger Professor hatte mit seinem wissenschaftlichen Team unter Mitarbeit praxiserfahrener Experten von Willis Towers Watson das Gutachten „Optimierungsmöglichkeiten bei den bestehenden steuer- und sozialversicherungsrechtlichen Förderregelungen der betrieblichen Altersversorgung“ erstellt. Auf der Willis Towers Watson bAV-Konferenz gab er unter dem Motto „Wo stehen wir ein halbes Jahr nach den Gutachten für das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und das Bundesfinanzministerium?“ einen Überblick. „Wir haben gehofft, dass wir bis Herbst über einen Gesetzesentwurf sprechen können – dem ist nicht so. Wir kennen bisher lediglich einige Eckpunkte der Pläne der Bundesregierung. Seit Mittwoch gibt es Pressemeldungen darüber, dass auch die Sozialpartner ihre Bereitschaft signalisieren, die Regierungspläne mitzutragen“, erläutert Kiesewetter. Das Vorhaben sei durchaus ambitioniert. „Doch die beteiligten Ministerien sind in meiner Wahrnehmung bemüht, die denkbaren Zielkonflikte und technischen Schwierigkeiten auf der Arbeitsebene auszuräumen.“ Ziel der Bundesregierung sei, die bAV auch auf Geringverdiener, kleine sowie kleine mittlere Unternehmen auszudehnen. „Aus unserem Gutachten für das Bundesministerium für Finanzen scheint man die Punkte aufgreifen zu wollen, die genau darauf abzielen, die Verbreitung bei diesen Gruppen – insbesondere bei den Geringverdienern – zu stärken“, sagte Kiesewetter. Angedacht sei ein Förderbetrag, der dem von ihm vorgeschlagenen ähnele. Dieser funktioniere so, dass Arbeitgeber, die arbeitgeberfinanzierte Neuzusagen machen oder Zusagen erhöhen, 30 Prozent davon als Zuschuss des Fiskus zurückerhielten. „Das ist ein sehr gutes Signal, weil hier ein sichtbarer finanzieller Anreiz geschaffen wird, um in die bAV einzusteigen“, kommentiert Kiesewetter.

Mut zu einfachen bAV-Angeboten gefragt

Wann logische und wann intuitive Entscheidungen besser zum Ergebnis führen, erklärte Professor Dr. Gerd Gigerenzer, Direktor des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, Berlin, im Rahmen seiner Abschluss-Keynote. „Das rationale, logische Abwägen von Pro und Contra ist gut geeignet in stabilen Situationen mit solider Datenlage. Hingegen führen in komplexen und dynamischen Umfeldern mit vielen Variablen intuitive Bauchentscheidungen oft zu besseren Ergebnissen“, so der Bildungsforscher. Er betont: „Um gute Entscheidungen treffen zu können, muss man mitunter auch Informationen ignorieren. Wer immer wieder neue Daten sammelt, wird dagegen vielleicht eine abgesicherte, aber nicht unbedingt eine gute Entscheidung treffen.“ Gigerenzer plädiert auch in der bAV für transparente, überschaubare Angebote, denn: „Transparenz schafft die Vertrauensbasis für Altersvorsorge-Entscheidungen.“ Hier ist seiner Meinung nach von Unter­neh­men der Mut zu einfachen und überschaubaren statt zu komplexen und für Laien kaum verständlichen Angeboten gefragt. Den Staat sieht er in der Pflicht, für die regulatorischen Rahmenbedingungen zu sorgen, die solche Lösungen ermöglichen.

Ausblick auf 2017

„2017 wird stark von den Entscheidungen der nächsten drei bis vier Wochen abhängen“, sagt Schwinger. Entscheidend sei, ob die Regierung ein Rentenreformkonzept auf den Weg bringe, von dem sie glaubt, dass dies die Parlamente passiere. „Wenn sie es schafft, steht im nächsten Jahr eine Phase an, in der es darum geht, mit den Unternehmen aber auch mit den Tarifpartner zu erörtern, was dies für sie und die Mitarbeiter bedeutet“, betont Schwinger. Wenn die Regierung es nicht schaffe, ein Gesetzeskonzept zu entwickeln, stehe man wieder am Anfang. „Dann wird man wieder grundsätzlich die Frage stellen, wie es mit der Vorsorge der breiten Bevölkerung überhaupt aussieht. Nun stehen entscheidende drei Wochen bevor, von denen sehr viel abhängen wird.“


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