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Anwesenheitskult – bei Ihnen auch?

26.01.2012  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Silke Luinstra.

Es ist halb neun, abends. Im Büro brennt Licht. Der Computer ist eingeschaltet, der Bildschirmschoner läuft. Auf dem Schreibtisch liegen Notizen. Ein Jackett hängt über der Lehne des Stuhls. Das Auto steht auf dem Firmenparkplatz.

Wo ist der Bürobesitzer? Zu Hause bei seiner Familie. Ist er vergesslich? Nein. Aber weshalb schaltet er dann nicht Licht und Computer aus, nimmt Jackett und Auto mit? Ganz einfach: Sein Chef ist auch noch da – und man geht nicht vor dem Chef und weiter kommt, wer abends lange da ist.

Satire? Nein, Realität. So beobachtet in der Zentrale eines großen Unternehmens in Deutschland. Ein besonders schwerer Fall von Anwesenheitskult. Zum Glück, denken Sie jetzt vielleicht, so etwas gibt es bei uns nicht. Wirklich nicht? Lassen Sie uns genauer hinschauen. Wie oft kommen folgende oder ähnliche Szenen in Ihrer Firma vor?

  1. Ein Kollege (er arbeitet „Vollzeit“ und ist nicht vor 8 Uhr gekommen) von Ihnen geht um 14 Uhr. Die Teamkollegin, die er auf dem Weg nach draußen trifft, fragt lachend: Oh, arbeitest Du jetzt halbe Tage?

  2. Jemand arbeitet einen Tag von zu Hause. Am nächsten Tag im Büro fragen die Kollegen, ob er seinen freien Tag genossen hätte.

  3. Eine Mitarbeiterin betritt um 10.30 Uhr das Firmengebäude. Ihr Chef schaut auf die Uhr, sagt aber nichts.

  4. In einer Besprechung schreiben drei von sieben Anwesenden auf ihrem Blackberry E-Mails.

  5. Sie möchten einen Tag von zu Hause arbeiten. Dazu müssen Sie Ihren Chef um Erlaubnis fragen und/oder Ihr Team informieren.

  6. Eine Kollegin verlässt im Laufe des Vormittags für einige Stunden das Büro. Sie muss um Erlaubnis fragen und den Grund der Abwesenheit angeben.

  7. Ein Kollege macht zwei Stunden Mittagspause. Bei seiner Rückkehr wird er gefragt, wo er gewesen sei.

  8. Sie haben ein dringendes privates Telefonat zu erledigen und führen es im Büro. Ihre Kollegin guckt sie komisch an. Sie haben ein schlechtes Gewissen.

  9. Beim Mittagessen erzählt eine Kollegin, sie habe 50 Überstunden in zwei Monaten gemacht. Die anderen zollen ihr Anerkennung.

  10. Sie lassen Licht und Computer an, wenn Sie abends nach Hause gehen.
Sie haben einige Male genickt? Dann sind Sie in guter Gesellschaft. Aber nur weil solche Szenen häufig vorkommen, sind sie noch lange nicht gut. Im Gegenteil. Fokus auf Anwesenheit verschwendet Energie, versperrt den Blick auf das wirklich Wesentliche – die zu erzielenden Ergebnisse. Schluss mit dem Anwesenheitskult. Schluss mit dem Gerede über Zeit und Präsenz. Das ist der erste und der wichtigste Schritt.

Ihre Autorin:
Silke Luinstra

Die Autorin:

Silke Luinstra ist Beraterin für Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie lizensierte Auditorin der berufundfamilie Service GmbH für das audit berufundfamilie. Sie ist Expertin für ergebnisbezogenes, mobiles Arbeiten. Außerdem langjährig Projektberaterin und Trainerin, Schwerpunkt Beratungs- und Prozesskompetenz. Vorher Personal- und Organisationsentwicklerin in einem Pharmakonzern. Gelernte Bank- und Dipl.-Kauffrau.

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