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Wo bleibt die Menschlichkeit? – Unternehmensethik und Softwaregestaltung in der Arbeitswelt 4.0

06.08.2018  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Institut für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa).

Bei der Programmierung der Software, die in Zukunft die Effizienz in Unternehmen erhöhen soll, kann auch darauf geachtet werden, dass in den Zielen auch ethische Aspekte wie Sicherheit, Gesundheit oder auch die Art der menschlichen Kommunikation berücksichtigt werden.

Der Einsatz autonomer, intelligenter Software in den Betrieben soll dazu beitragen, Wirtschaftlichkeit und Effizienz zu erhöhen. Wo bleibt bei der Konzentration auf Technologisierung und Effizienz die Menschlichkeit? „Sie steckt unter anderem in der Programmierung und Gestaltung der Software 4.0.“, so Dr. Martina Frost, wissenschaftliche Expertin des ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft. „Denn die Algorithmen bzw. Kriterien, nach denen die Software in den

Betrieben Entscheidungen trifft und Prozesse steuert, bestimmen, in wie weit sich der Mensch den Systemen anpassen muss bzw. das System im Sinne der Bedürfnisse des Menschen “handelt“.“ Die Unternehmensführung sollte sich daher bei der Anschaffung und Einführung von Systemen, die von autonomer Software gesteuert werden, mit ethischen Fragen beschäftigen. Die Chancen einer nach ethischen Gesichtspunkten gestalteten und gesteuerten Software beleuchtet das im Rahmen des Verbundprojekts „Prävention 4.0“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) entstandene Faktenblatt „Unternehmensethik und Software 4.0“.

Berücksichtigung von ethischen Fragen bei der Softwaregestaltung

Autonome Software kann nach eigenen Regeln (z.B. Algorithmen, künstliche Intelligenz) an der Kommunikation zwischen Führungskräften und Beschäftigten teilnehmen. Deutlich wird dies am Beispiel der digitalen Personaleinsatzplanung. Einige Entscheidungen beispielsweise zum Personaleinsatz, die vorher die Führungskraft getroffen hat, trifft jetzt die Software autonom. Vorteil ist, dass auch die Wünsche der Beschäftigten (z.B. bzgl. der Einsatzzeiten) berücksichtigt werden können und die Führungskraft von Planungsaufgaben entlastet wird. Würde die Software jedoch ausschließlich nach wirtschaftlichen Kriterien entscheiden, so würde der leistungsfähigste Mitarbeiter möglichst oft eingeplant. Ergonomische Aspekte und Gesundheit (Belastungs-Beanspruchungssituation, Erhalt der Arbeits- und Leistungsfähigkeit) oder auch die Zufriedenheit der Beschäftigten (Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben) blieben dann völlig unberücksichtigt.

Chancen und Risiken

Die Werte nach denen die autonome Software Prozesse und Gegenstände steuert, entwickeln sich in der Phase der Konzeption und der Programmierung der Software. Hier können Unternehmer im Idealfall darauf achten, dass in den Zielen auch ethische Aspekte wie Sicherheit, Gesundheit oder auch die Art der menschlichen Kommunikation berücksichtigt werden. Gelingt dies, kann dies die Akzeptanz der Beschäftigten erhöhen, Mitarbeiter binden, deren Leistungsfähigkeit erhalten und im Idealfall sogar steigern und Raum für Kreativität geben. Zudem können Führungskräfte und Beschäftigte von Routinearbeit entlastet werden.

Werden ethische Grundsätzen bei der Anschaffung, Einführung und Nutzung von Software 4.0 nicht berücksichtigt besteht das Risiko, dass der Wert der Menschlichkeit in der zukünftigen Arbeitswelt eine immer geringere Rolle spielt. „Eine reine Betrachtung unter wirtschaftlichen Aspekten wird nicht den erwarteten Erfolg bringen. Sie behindert die Entfaltung der Kompetenzen von Mitarbeitern. Wo bleibt dann die Kreativität oder auch die Menschlichkeit, wenn Kunden und Beschäftigte nicht mehr mit anderen Menschen kommunizieren, sondern ausschließlich mit einem System?“ so Frost.

Auszüge der möglichen Maßnahmen zur ethischen Softwaregestaltung

  • Die Werte für den Umgang mit autonomer Software sollten im Betrieb festgeschrieben werden, hierzu können bereits existierende Unternehmenswerte hilfreich sein.
  • Informieren der Beschäftigten und festlegen, welchen Wert der Mensch für das Unternehmen im Verhältnis zur Software hat (Menschenbild)
  • Überprüfen, wie die Software neben wirtschaftlichen Kriterien ein ergonomisches, gesundheitsgerechtes und sicheres Arbeiten unterstützen kann (z.B. Anpassung von Arbeitstischen, Klima, Beleuchtung an die Bedarfe der Beschäftigten, sicherer Umgang mit personenbezogenen Daten).
  • Gesundheitsgerechte und sichere Gestaltung der Mensch-Software Schnittstelle, z.B. durch Festlegung der Zuständigkeiten und Kontrolle (Wann steuert die Software autonom? Wann und wie kann/soll der Mensch eingreifen? Wer trägt die Verantwortung? Wer übernimmt die Verantwortung und Kontrolle im Notfall?)
  • Festlegen von Entscheidungs- und Interventionsmöglichkeiten von Führungskräften und Beschäftigten.
  • Anpassung der autonomen Software an das Kommunikationsverhalten des Menschen und nicht umgekehrt.
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