Online-Weiterbildung
Präsenz-Weiterbildung
Produkte
Themen
Dashöfer

Wann darf man eigentlich Umgangssprache? Und was ist "fretten"?

17.04.2015  — Lars Kaupisch.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Ihr Rechtschreibtipp heute: Gleichzeitig auch ein Stil- und Kommunikationsartikel! Weil Multifunktionalität Spaß macht – und Umgangssprache alle diese Bereiche berührt.

Glück muss der Mensch haben! Wenn es gut läuft, haben Sie eine Arbeit, die Ihnen Spaß macht, mit Wohlfühlatmosphäre und tollen Kollegen. Wenn es dann noch ein bisschen besser läuft, sind Sie Redakteur, Ihre Kollegen inspirieren Sie zu Artikeln (an dieser Stelle vielen Dank!) und Sie können sich ausdrücken, wie Ihnen der Schnabel gewachsen ist. Zumindest manchmal.

Die beiden letzteren Glücksmomente führen dazu, dass Sie heute etwas über "fretten" lesen.

Wenn Sie aus dem süddeutschen bzw. österreichischen Sprachraum kommen (oder einfach Ahnung von regionalen sprachlichen Besonderheiten haben), dann wissen Sie vielleicht, dass "fretten" so viel heißt wie "sich anstrengen" oder "abrackern". Es ist also etwas, das wir alle ziemlich regelmäßig tun. Bloß mit einem umgangssprachlichen Wort bezeichnet, das außerhalb eines bestimmten Sprachraums Verständnisschwierigkeiten mit sich bringen kann.

Anzeige
Veranstaltungen organisieren wie ein Profi

Langsam aber sicher naht der Sommer – und damit das jährliche Sommerfest, das Sie auf die Beine stellen müssen. Wie Sie dieses oder andere Events zuverlässig organisieren, lernen Sie hier.

So gehen Ihre Veranstaltungen reibungslos vonstatten »

Solche Umgangssprache gibt es natürlich noch weit mehr, angefangen bei Grußformeln ("Moin!" im Norden, "Servus!" im Süden) bis hin zu einer Vielzahl an Verben und Substantiven. Verlangen Sie in Süddeutschland nach einem Feudel, werden Sie höchstwahrscheinlich irritierte Blicke ernten oder aufgefordert werden, deutlich zu sprechen, bis Sie erklären, dass Sie einen Putzlappen meinen. Und wenn Sie in Westdeutschland vorschlagen, in der Mittagspause einen Broiler essen zu gehen, könnten Sie auch hier in Erklärungsnöte kommen, obgleich das Brathähnchen ein verbreitetes Gericht ist.

Warum Umgangssprache?

Zugegeben – wenn Sie Geschäftspost verfassen, ist die Wahrscheinlichkeit, sich über Feudel oder Broiler zu unterhalten, relativ gering. Warum also dieses Gerede um Umgangssprache und regionale Wörter?

Da wäre zum einen unsere persönliche Neugier. Welche umgangssprachlichen Wörter sind Ihnen die liebsten, welche werfen Sie Ihren Kollegen oder Bekannten aus "fremden" Gefilden an den Kopf, um sie zu erheitern oder zu irritieren? Schreiben Sie uns an newsletter@sekretariat-aktuell.de oder nutzen Sie den Kommentarkasten ganz unten!

Zum anderen wollen wir darauf hinaus, dass Umgangssprache auch im Geschäftsleben ihren Platz haben kann. Allerdings stellt sich die Frage des Kontextes. Dass Sie beispielsweise in dieser Rubrik auch ein bisschen Umgangssprache zu lesen bekommen – manchmal in der Wortwahl, manchmal im Stil –, das wissen Sie nicht erst seit dem letzten Rechtschreibtipp.

Aber warum können wir das so handhaben? Weil Sie diesen Stil annehmen und uns deshalb nicht aufs Dach steigen. Wieder so ein Glücksmoment.

Wenn Sie andererseits einem Geschäftspartner oder Kunden schreiben, beispielsweise um ein erstes Angebot zu unterbreiten oder ein Treffen zu vereinbaren, dann werden Sie sich hüten, umgangssprachlich zu werden. Selbstverständlich sind Sie hier absolut seriös.

Doch gute Partner lernen Sie mit der Zeit besser kennen – bei manchen merken Sie schnell, dass der Ton lockerer sein darf. Dann können Sie in Maßen auch Umgangssprache oder gegebenenfalls sogar Smileys benutzen.

Das Eis brechen

Gerade dann, wenn das Eis gebrochen ist, kann es sich auch explizit empfehlen, ein wenig flapsiger bzw. umgangssprachlicher zu werden, um die Distanz zum Empfänger zu verringern und Verbundenheit aufzubauen. Beispielsweise können Sie Wörter verwenden, die in der Region Ihres Gesprächspartners verbreitet sind (grob vergleichbar mit dem Verwenden von Floskeln einer Fremdsprache im Urlaub), um diesen nicht nur auf einer geschäftlichen, sondern auch auf einer persönlich-emotionalen Ebene anzusprechen.

Auch um Sachverhalte schnell auf den Punkt zu bringen, kann sich eine umgangssprachliche Zuspitzung anbieten.

Wichtig ist allerdings immer: Umgangssprachliche oder flapsige Ausdrucksweise ist nicht mit Respektlosigkeit oder Unhöflichkeit zu verwechseln! Hier müssen Sie aufpassen – und brauchen ein Gespür dafür, wie Ihr Gesprächspartner (schriftlich wie mündlich) tickt. Geht mehr Umgangssprache als nur ein Gruß? Der Stil Ihres Gegenübers kann Ihnen hier schon wertvolle Hinweise geben.

Und selbstverständlich müssen Sie sich auch überlegen, wie viel Umgangssprache Sie selbst überhaupt noch schön finden.


nach oben