07.11.2019 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Stiftung Lesen.
Die Stiftung Lesen und die Commerzbank-Stiftung haben gestern Abend im Berliner Humboldt Carré den Deutschen Lesepreis an 16 Personen und Einrichtungen verliehen, die sich nachhaltig für die Leseförderung einsetzen. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 25.000 Euro dotiert und wurde in sechs Kategorien vergeben: individuelles Engagement, kommunales Engagement, Sprach- und Leseförderung in Kitas, Leseförderung an Schulen, Leseförderung mit digitalen Medien und Sonderpreis für prominentes Engagement. Der Preis steht unter der Schirmherrschaft von Prof. Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien. Er wird unterstützt von FRÖBEL e. V., PwC-Stiftung Jugend – Bildung – Kultur, Arnulf Betzold GmbH, Fachgemeinschaft buch.netz im Bundesverband E-Commerce und Versandhandel e.V., MELO Group GmbH & Co. KG und Stiftung Kinder fördern – Zukunft stiften sowie der Commerzbank-Stiftung.
Die Preisträgerinnen und Preisträger sind:
1. Preis: Mirai Mens | Buchblog „Lass mal lesen!“ und Instagram-Kanal @lesehexemimi (Berlin)
Mirai Mens fordert auf ihren Kanälen zum Lesen auf. Mehr als hundert Buchempfehlungen und zahlreiche Gastbeiträge zeugen vom Erfolg der gerade erst 13-Jährigen.
2. Preis: Katrin Hoffmann | Festival „Buch & Bühne“, „Bücherwurm im Museumshaus“ und Stralsunder Büchertürme (Stralsund)
Die „Bücherfrau von Stralsund“ setzt sich mit einem Festival, Veranstaltungen und Buchvorstellungen dafür ein, dass die Menschen in ihrer Stadt lesen und auch Spaß daran haben.
3. Preis: Ingrid Tödtmann und Faraj Younan | Leseabenteuer mit Faraj und Ingrid (Hilden)
Monatliche Lesungen für Groß und Klein aus einem Bilderbuch, abwechselnd vorgetragen auf Deutsch und Arabisch. Gespräche, neue Vokabeln, Spiele und Bastelangebote sind Teil des Konzepts. Weitere Informationen.
1. Preis: BERLINER LESEPATEN (Berlin)
Das größte Ehrenamtsprojekt in Berlin: 2.300 Lesepaten gehen jede Woche in rund 320 Berliner Schulen und Kindertagesstätten und erreichen mehr als 12.000 Kinder und Jugendliche. Weitere Informationen.
2. Preis: ax-o e.V. | Coole Geschichten – junge männliche Geflüchtete werden Vorleser! (Aachen)
Zugewanderte junge Männer zwischen 14 und 22 Jahre lesen in Kindertagesstätten vor. Weitere Informationen.
3. Preis: Stadtjugendamt Erlangen | Mobiler Fachdienst Sprachförderung in der Bildungs- & Präventionskette (Erlangen)
Kooperationsnetzwerk, das bei jungen Menschen vom Krabbel- bis ins Jugendalter die Freude an Büchern, dem Sprechen und der deutschen Sprache wecken möchte. Weitere Informationen.
1. Preis: Familienzentrum & Kindertagesstätte Niehler Elternverein e.V. (Köln)
Bücher selber machen, Lesungen besuchen, Bilderbuchkinos und Theaterstücke erleben: All das gehört zum Alltag der Kinder im Familienzentrum und Kindertagesstätte NEV.
2. Preis: FABIDO FZ Stollenstraße (Dortmund)
Diese Kita möchte bei Kindern nachhaltig die Freude am Gestalten, Vorlesen und Erzählen wecken. Eltern helfen als Vorlesepatinnen beim Lesen lernen – auf Deutsch, Polnisch, Spanisch und Kurdisch.
3. Preis: Kindertagesstätte Klettermax (Magdeburg)
Diese Kita vereint alltagsintegrierte sprachliche Bildung, die Zusammenarbeit mit Familien und inklusive Pädagogik: Mit Leseecken, einem Geschichtenbaum, Bewegungsspielen und Erzähltheater.
1. Preis: Johann-Turmair-Realschule (Abensberg)
Eigens erarbeitetes Sprach- und Leseförderkonzept, das die Kinder, ihre Familien und Lehrkräfte gleichermaßen einbindet. In einem LESE(S)PASS werden Erfolg, Training und Lesesozialisation festgehalten. Weitere Informationen.
2. Preis: Janosch Grundschule (Troisdorf)
Leseförderung wird an dieser Schule als „Rund-um-sorglos-Paket“ praktiziert: Mit Lesetipps für Schüler und Eltern, Lesehaltestelle und -rätsel, Lesewochen und Buchdruckworkshops. Weitere Informationen.
3. Preis: Friedrich-Ebert-Schule (Mannheim)
Die Friedrich-Ebert-Schule unterstützt ihre Schülerinnen und Schüler ganzheitlich beim Lesen lernen: Mit einem fächerübergreifenden, neu gestalteten Sprachförderkonzept, das die Kinder auf ihrem individuellen Leistungsniveau abholt. Weitere Informationen.
1. Preis: Grundschule Bad Münder | Podcast „Literafrosch – Frau Lindgrens Büchermagazin“ (Bad Münder)
Podcast, der von und für Kinder produziert wird. Vorgestellt werden in den kurzen hörspielartigen Beiträgen neu erschienene Kinderbücher, die mit zwei oder drei Quaks bewertet werden. Weitere Informationen.
2. Preis: Gymnasium Essen-Werden | Profilklasse Literatur+Medien (Essen)
Literatur und Medien stehen hier gleichberechtigt im Mittelpunkt. Klassenbibliotheken, Selfpublishing-Projekte und Performance-Workshops gehen Hand in Hand mit Virtual Reality- und Coding-Workshops. Weitere Informationen.
3. Preis: Siegfried-von-Vegesack-Realschule Regen | Der Computer schaut beim Lesen zu (Regen)
Mittels Eye-Tracking finden die Lehrkräfte heraus, welche Leseschwächen oder -stärken ihre Schulkinder haben. So können sie individuelle Lernpläne erstellen und gezielt Lesekompetenz fördern. Weitere Informationen.
Nazan Eckes: Die Kölner Moderatorin setzt sich seit 2010 als Lesebotschafterin der Stiftung Lesen für mehr Vorlesezeit in Familien ein. Sie beteiligt sich regelmäßig beim Bundesweiten Vorlesetag mit Vorleseaktionen in Kitas und Schulen und hat 2014 unter dem Motto „Wer liest hat gut reden“ in einem TV-Spot für die Bedeutung des Lesens geworben. In zwei Kampagnen der Kosmetikhersteller Clinique und L’Oréal Lancôme ist es ihr 2016 und 2018 zudem gelungen, Spendengelder für Vorlesebibliotheken der Stiftung Lesen einzuwerben.
Die Schirmherrin des Lesepreises 2019, Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, lobte die innovativen Projekte zur Leseförderung: „Lesekompetenz ist in unserer multimedialen Welt der Schlüssel zu Wissen, Bildung und demokratischer Teilhabe. Es ist daher wichtig, so früh wie möglich Kindern und Jugendlichen kreative Förderangebote zu bieten und sie so für das Lesen zu begeistern. Deshalb werden einmal mehr innovative, kreative und mutige Projekte mit dem Deutschen Lesepreis ausgezeichnet. Die prämierten Initiativen greifen auf lokale Strukturen, vorhandene Netzwerke oder für die Zielgruppe passende Medien zurück – im virtuellen, im ländlichen wie auch im urbanen Raum, im Kindergarten, in der Schule, in der Buchhandlung oder im Museum. Es ist genau diese Vielfalt der Angebote, die die jungen Menschen in ihrer Lebenswelt abholen und Lust aufs Lesen machen. Ich gratuliere allen Preisträgerinnen und Preisträgern, die sich auf vorbildliche Weise für die Leseförderung einsetzen.“
Auf der Festveranstaltung mit rund 240 geladenen Gästen aus Bildung, Wirtschaft, Politik und Kultur im Berliner Humboldt Carré betonte der Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen Dr. Jörg F. Maas: „Die Superkraft des (Vor-)Lesens ist unbestritten. Wer von klein auf viel Zeit mit Geschichten verbringt, kann sich gut konzentrieren, ist wortgewandt und hat ideale Bildungs- und Berufschancen. Doch zu viele Menschen in Deutschland profitieren nicht von dieser Superkraft: Jedes 5. Grundschulkind hat Probleme beim Lesen und 6,2 Millionen Erwachsenen gelten als gering literalisiert. Diese Menschen müssen wir mit guten Initiativen erreichen. Vorbild dafür sind die mit dem Deutschen Lesepreis 2019 prämierten Projekte: Sie sind kreativ, effektiv und setzen genau dort an, wo Leseförderung am notwendigsten ist. Meinen herzlichen Glückwunsch allen Preisträgerinnen und Preisträgern.“
Astrid Kießling-Taşkın, Vorständin des Initiativpartners Commerzbank-Stiftung, ergänzte: „Die Fähigkeit, lesen zu können, ist ein Thema von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung. Sie ermöglicht maßgeblich gesellschaftliche Teilhabe. Lesen schafft Sicherheit im Umgang mit Worten. Insofern hilft uns Lesen dabei, unseren Gedanken und Meinungen im Austausch mit anderen einen klaren Ausdruck zu verleihen. Dessen ist sich Nazan Eckes als erfolgreiche Moderatorin sehr bewusst. Und sie gibt diese Erfahrung mit Freude und Begeisterung als Lesebotschafterin der Stiftung Lesen insbesondere an Kinder und Jugendliche weiter. Mit ihrer Bekanntheit trägt sie dazu bei, dass das Thema Leseförderung im Blickpunkt der Öffentlichkeit bleibt. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, Nazan Eckes in diesem Jahr mit dem Deutschen Lesepreis der Commerzbank-Stiftung für ihr prominentes Engagement auszeichnen zu können.“
PISA-, IGLU-, Vorlesestudien der Stiftung Lesen und OECD-Berichte zeigen für die Lesekompetenz von Kindern in Deutschland seit Jahren große Defizite auf: Rund 3 Millionen Kinder und Jugendliche sind lesebenachteiligt. Ihnen wird kaum oder wenig vorgelesen und sie verfügen in der Folge nur über eine (sehr) schwache Lesekompetenz. Um die Leseförderung für junge Menschen zu stärken und öffentlich sichtbar zu machen, vergeben die Stiftung Lesen und die Commerzbank-Stiftung seit 2013 den Deutschen Lesepreis.