16.05.2013 — Martina Morf-Koller. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
Liebe Leserin, lieber Leser,
mal ganz ehrlich, wollen Sie immer ganz genau wissen, was die Wissenschaftler so alles Wichtiges entdecken, z. B. über Ihre Fettzellen? Dass die zunächst nur aus Kern, lebenswichtigen Bestandteilen und Hülle bestehen. Mithilfe von „Ärmchen“ nach der Entstehung an ihren späteren Platz rudern, dann Fett in kleinen Tröpfchen in sich aufnehmen und sich dabei um ein Vielfaches aufblähen. Und das Gemeinste ist, dass sie einfach wieder schrumpfen, wenn wir abnehmen, also nicht verschwinden. Wir schleppen sie das ganze Leben mit uns herum, selbst mit der radikalsten Diät kriegen wir keine einzige los. Ab einem gewissen Fettangebot werden angeblich sogar noch ein paar neue angelegt… Nein, nein, nein, das wollen wir nicht wissen! Stellen Sie sich mal vor, wie diese Fettzellenarmee jedes Stückchen Bratwurst oder Marzipantorte in ihre scheinbar unerschöpflichen Speicher schleppt, da freut man sich doch gleich auf Salat.
Okay, sie sind klein, sie sind viele und ärgern uns rund um Po und Hüften, denn sie verderben die Bikinifigur. Aber sind sie wirklich nur böse? In der richtigen Menge und wohlproportioniert sind sie gesund, reden bei ganz vielen Prozessen mit und machen manchmal sogar sexy. Fettgewebe ist sehr aktiv, auch das, welches gerade faul mit Ihnen auf dem Sofa herumliegt. Es sendet chemische Botschaften, beeinflusst die Funktion von Leber, Bauchspeicheldrüse und Gehirn, ist wichtig für die Fruchtbarkeit, ebenso Baustein für Zellwände. „Fettzellen mischen überall im Körper mit“, behaupten die Forscher, aber wie gesagt, das wollen wir nicht wissen. Im Laufe der Evolution entwickelte die Natur ein paar Tricks, um einmal angelegte Depots wacker zu verteidigen. Gegen dieses Phänomen kämpfen Diätwillige überall auf der Welt erfolglos an, obwohl so eine eigene Wärmeschicht seit Erfindung des Heizkörpers echt überflüssig geworden ist.
Aber doch ganz interessant zu wissen ist: „In jeder Gewichtskategorie sind es die Nicht-Fitten, die vorzeitig sterben. Dabei sind die dünnen Untrainierten noch stärker gefährdet als die fitten Dicken“ (Steven Blair vom Cooper Institut in Dallas).
Überhaupt ist die Zufuhr einiger bestimmter Fettsäuren lebenswichtig, denn der Körper braucht sie dringend und kann sie nicht selbst bilden. Gehört hat jeder schon davon, ich spreche von einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren, z.B. von Omega-3-Fettsäuren. Sie kommen nur in Pflanzen und Fischen vor.
Eicosapentaensäure EPA und Docosahexaensäure DHA sind gesund, und ihre Vorstufen sind in Leinöl, Raps oder auch Walnüssen zu finden (für alle, die keinen Fisch essen). Dann gibt es noch Omega-6-Fettsäuren, die auf mehrere Art einen Gegenspieler zu den Omega-3-Fettsäuren darstellen. Auch sie sind wichtig, aber ein Zuviel von ihnen kann Herz und Kreislauf schädigen. Mit gemischter Kost nehmen wir genug von letzteren auf, da sie auch in Milch, Käse und Fleisch vorkommen.
Es gibt also nicht nur Rumschleppröllchen als angelagerte Energiereserve für magere Zeiten oder Bau-Fett zur Stabilisierung innerer Organe, sondern auch “gutes“ Fett mit positivem Nutzen. Wer hochwertiges Fett verwendet, lebt gesünder. Und wie immer macht es auch hier die Mischung. Ab und an Sardine, Hering oder Makrele auf den Tisch, Nussöle oder Raps-, Diestel- und Olivenöl auf den Salat und schwupps….
Naja, schwupps allein reicht nicht. Weil Fett nun mal nicht gerade zu den energiearmen Speisen gehört, wird ohne ein wenig Einsparungen keine Zelle schrumpfen. Deshalb die Menge nicht zu üppig halten. Von den “guten“ essen und dafür die “bösen“ vielen gesättigten Fettsäuren weglassen (nicht zu viel von Produkten mit “gehärteten Fetten“). Mit Bewegung kann man den Rundungen gegensteuern, das wussten wir eigentlich auch schon. Und dann gibt es da noch die Wahrheit über Cholesterin in meiner Fernsehzeitung: „Denn nur wenn man rechtzeitig entgegensteuert, kann man das Schlimmste verhindern“ − nein, nein, das wollen wir nicht wissen!!
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