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Europäische Beschäftigte sehen Digitalisierung positiv, auch in Deutschland überwiegen Optimisten

10.06.2015  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Accenture GmbH.

Die große Mehrheit der Arbeitnehmer in Europa erwartet von der Digitalisierung Verbesserungen ihrer Arbeitsbedingungen. Die Unternehmen zögern jedoch bei der Umsetzung digitaler Strategien und Geschäftsmodelle.

Das geht aus einer aktuellen Studie des Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleisters Accenture hervor. Demnach erwarten viermal mehr Beschäftigte durch den verstärkten Einsatz digitaler Technologien positive Effekte für ihr Arbeitsleben als negative.

Für die Studie wurden 2.500 Arbeitnehmer und 500 Führungskräfte in der Europäischen Union (EU) befragt. Weit mehr als die Hälfte der Beschäftigten (57%) ist danach der Meinung, dass neue digitale Technologien wie Roboter, Apps, Datenanalyse und künstliche Intelligenz ihren Arbeitsalltag verbessern werden. Lediglich 8% befürchten, dass sich das Arbeitsumfeld dadurch verschlechtern wird. Demensprechend ist die Hälfte (50%) der Arbeitnehmer optimistisch, dass sich ihre Jobaussichten durch digitale Technologien verbessern werden. Nur 12% glauben, dass sich diese verschlechtern werden.

Die Beschäftigten in Deutschland sind tendenziell etwas skeptischer, aber auch hier überwiegt die Gruppe der Optimisten. So erwarten 46% der deutschen Arbeitnehmer eine Verbesserung ihres Arbeitsumfelds durch digitale Technologien und nur 10% eine Verschlechterung. Ein Drittel (34%) geht von besseren Jobperspektiven aus, während 13% mit schlechteren Berufsaussichten rechnen.

Die Unternehmen reagieren auf die positive Grundeinstellung der Arbeitnehmer. So gibt knapp die Hälfte der befragten Führungskräfte (48%) an, digitale Fähigkeiten und entsprechende Talente gezielt zu fördern. Allerdings fehlt es auf dem Arbeitsmarkt an Fachkräften. Nur ein Drittel der Unternehmen (34%) wird hier fündig.

Zögerliche Arbeitgeber

Große Schwierigkeiten haben die Unternehmen in Europa bei der Entwicklung digitaler Strategien und Geschäftsmodelle. Obwohl 77% der befragten Manager davon ausgehen, in den nächsten drei Jahren den Wandel hin zum digitalen Unternehmen zu vollziehen, hat die Mehrheit (55%) keine entsprechende Strategie, um dieses Vorhaben auch voranzutreiben. Viele Unternehmen warten erst einmal ab, statt selbst den ersten Schritt in Richtung Digitalisierung zu gehen: 61% der Befragten gaben an, keine Vorreiterrolle bei der digitalen Transformation in ihrer Branche übernehmen zu wollen. Stattdessen setzen sie darauf, auf bereits laufende Entwicklungen aufzuspringen oder ausgereifte digitale Konzepte später zu übernehmen.

Deutsche Unternehmen sind hier sogar noch weiter im Hintertreffen. So gaben fast zwei Drittel (62%) der befragten deutschen Manager an, über keine Digitalstrategie zu verfügen und 70% sehen sich nicht in einer Vorreiterrolle, sondern wollen erst einmal die weitere Entwicklung abwarten.

„Europas Wettbewerbsfähigkeit ist wesentlich von digitalen Fähigkeiten abhängig. Die sich öffnende Schere zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ist Grund zur Sorge“, sagt Clemens Oertel, Geschäftsführer bei Accenture Strategy und verantwortlich für den Bereich digitale Strategien. „Statt abzuwarten sollten sich die Unternehmen die positive Einstellung Ihrer Mitarbeiter zur Digitalisierung zunutze machen und schnellstmöglich mit entsprechenden Strategien zur Qualifizierung und Talentförderung antworten, während sie parallel an neuen digitalen Geschäftsmodellen arbeiten. Sich Zurückzulehnen und Abzuwarten, ist keine Option. Neue Wettbewerber aus der digitalen Wirtschaft stehen in vielen Branchen bereits in den Startlöchern.“

Proaktive Arbeitnehmer

Am Enthusiasmus der Mitarbeiter wird die Digitalisierung in Europa nicht scheitern. Fast zwei Drittel von ihnen (62%) informieren sich vorab, welche neuen Fähigkeiten von ihnen verlangt werden. Noch mehr (64%) geben an, von sich aus mit neuen digitalen Anwendungen vertraut zu machen und sich die erforderlichen Fertigkeiten anzueignen.

Trotz der positiven Grundhaltung müssen Unternehmen in der EU auch Bedenken in Bezug auf digitale Technologien am Arbeitsplatz ernst nehmen. An erster Stelle steht hier die Sorge der Arbeitnehmer, mit der technologischen Entwicklung nicht Schritt halten zu können (angegeben von 78% der Befragten). Fast ebenso viele (76%) äußerten Bedenken hinsichtlich der möglichen Überwachung jedes einzelnen Arbeitsschritts und 70% befürchten, dass durch mobiles Arbeiten der Zusammenhalt im Team verloren gehen könnte.

In Bezug auf die Altersgruppen weist die Studie erwartungsgemäß Unterschiede auf. Junge, besser ausgebildete sowie diejenigen Arbeitnehmer mit anspruchsvolleren Aufgaben stehen der digitalen Transformation grundsätzlich positiver gegenüber. Zwei Drittel der 18- bis 34-Jährigen erwarten von digitalen Technologien positive Effekte für ihr Arbeitsleben, bei den über 45-Jährigen ist es lediglich die Hälfte. In dieser Gruppe sind auch nur 44% der Meinung, dass die Digitalisierung ihre Beschäftigungsaussichten verbessert, wobei 56% der 18- bis 34-Jährigen dieser Ansicht sind.

„Durch den digitalen Wandel können unterschiedliche Mitarbeitergruppen unterschiedliche Stärken ausspielen“, sagt Clemens Oertel. „So mag die Generation Y technisch sehr viel versierter sein. Erfahrene Arbeitnehmer sind dafür besser auf neue Formen der Zusammenarbeit und des Managements vorbereitet. Die Arbeitgeber müssen ihre Weiterbildungsmaßnahmen und die Talentförderung auf die unterschiedlichen Zielgruppen abstimmen, um ihre Belegschaften für die digitale Zukunft fit zu machen.“

Rolle der Regierung

Bei den anstehenden Veränderungen sieht die klare Mehrheit von 72 Prozent der europäischen Führungskräfte auch ihre Regierungen stärker in der Pflicht. Allerdings glauben nur die Wenigsten, dass die Politik derzeit genug tut. Lediglich ein Viertel (23%) ist der Ansicht, dass neue digitale Geschäftsmodelle gezielt gefördert werden und 39% meinen sogar, es fehle den Regierungen an einer klaren Strategien für die digitale Wirtschaft.

„Deutschland ist keine Ausnahme. Wir sehen erhebliche Defizite, beispielsweise beim flächendeckenden schnellen Internet oder der Förderung von Start-ups“, sagt Clemens Oertel. „Vergleicht man den Digitalisierungsgrad der großen Industrienationen, liegt Deutschland nur im Mittelfeld. Wenn wir nicht den Anschluss verpassen wollen, müssen nicht nur die Arbeitnehmer und die Unternehmen einen Gang hochschalten, sondern auch die Politik.“

Über die Studie:
Die Studie „Being Digital. Embrace the Future of Work and Your People will Embrace it with You“ wurde im Mai 2015 auf dem European Business Summit in Brüssel vorgestellt. Befragt wurden 2.500 Arbeitnehmer und 500 Führungskräfte in der Europäischen Union (EU), darunter 502 Arbeitnehmer und 60 Führungskräfte in Deutschland.


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