23.09.2015 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).
Der Anteil von Studienberechtigten unter den Auszubildenden mit abgeschlossenem Ausbildungsvertrag ist laut BIBB-Analyse auf Basis der Daten der Berufsbildungsstatistik der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder von 20 % im Jahr 2009 auf 25 % im Jahr 2013 gestiegen. Demnach hatte jeder vierte Azubi mit neuem Ausbildungsvertrag Abitur oder Fachabitur. In absoluten Zahlen waren dies im Jahr 2013 mehr als 130.000 junge Erwachsene.
Diese Entwicklung, so die Forscherinnen und Forscher des BIBB in ihrer Analyse „Duale Berufsausbildung – noch attraktiv für Studienberechtigte?“, ist allerdings auch auf die doppelten Abiturjahrgänge sowie den insgesamt in den letzten Jahren zu beobachtenden Trend zu höheren Schulabschlüssen zurückzuführen. Denn im gleichen Zeitraum hat auch der Anteil der Schulabgänger/-innen mit Studienberechtigung im Vergleich zur Zahl aller Schulabgänger/-innen von 31 % im Jahr 2009 auf 36 % im Jahr 2013 zugenommen.
Auffällig ist, dass sich die Berufswünsche der jungen Erwachsenen mit Hochschulreife auf wenige Ausbildungsberufe konzentrieren: Nahezu die Hälfte (46 %) aller studienberechtigten Auszubildenden mit einem neu abgeschlossenen Ausbildungsvertrag wählte 2013 einen von lediglich zehn Berufen, obwohl im dualen Berufsbildungssystem 328 Ausbildungsberufe zur Verfügung stehen. Die Top-10-Berufe der Studienberechtigten sind alle im Dienstleistungsbereich angesiedelt. Die Liste wird angeführt vom Industriekaufmann/-frau. Es folgen Bankkaufmann/-frau, Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel, Fachinformatiker/-in, Bürokaufmann/-frau, Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Steuerfachangestellte/-r, Kaufmann/-frau für Bürokommunikation, Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzen sowie Kaufmann/-frau für Spedition und Logistikdienstleistung. Ein Ausbildungsberuf aus dem Produktionsbereich findet sich unter diesen Top-10-Berufen nicht.
Für BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser ist die Analyse ein Beleg dafür, „dass die duale Berufsausbildung auch weiterhin bei Abiturienten hoch im Kurs steht“. Nachdenklich müsse jedoch das enge Berufswahlspektrum stimmen. „Das mit Blick auf den demografischen Wandel dringend erforderliche Werben der Ausbildungsbetriebe um Studienberechtigte und Studienaussteiger darf letztendlich nicht dazu führen, dass sich diese jungen Erwachsenen in den wenigen von ihnen bevorzugten Berufen künftig noch mehr Konkurrenz machen“, betont Esser. „Alle Akteure der dualen Berufsausbildung stehen daher in den kommenden Jahren vor der großen Herausforderung, einerseits Studienberechtigte und Studienaussteiger durch attraktive Angebote und Karrierechancen auch für den Produktions- beziehungsweise handwerklichen Bereich zu gewinnen, ohne dass dies zu den befürchteten Verdrängungseffekten zu Lasten von jungen Menschen mit niedrigeren Schulabschlüssen führt.“
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