13.11.2019 — Jasmin Dahler. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
Erinnern Sie sich noch, wie anders die Weihnachtszeit war, als Sie klein waren? Wunschzettel wurden noch per Hand geschrieben, Supermärkte bedrängten einen noch nicht bereits im September mit Weihnachtsmännern und die Weihnachtsgrüße kamen per Post. Na, wittern Sie den Satz früher war alles besser? Immerhin stand Zeit mit der Familie ganz oben. Egal ob bei einem Brettspiel oder beim Plätzchen backen. Hat die Digitalisierung das geschafft, was der Grinch nicht konnte? Hat die Digitalisierung Weihnachten ausgelöscht?
Nein, natürlich nicht. Es ist nur wie mit allen Dingen im Leben. Immerhin war Weihnachten auch schon vor der Digitalisierung einem Wandel unterworfen. So gibt es den Weihnachtsbaum erst seit dem 18. Jahrhundert und damals wurde er noch mit Früchten und echten Kerzen geschmückt. Keine Plastikkugeln und Lichterketten. Und dass der liebe Weihnachtsmann mittlerweile für sein rotes Outfit bekannt ist, haben wir Coco-Cola zu verdanken. Diese nutzen den alten Herren seit 1931 als Marketingfigur und wollten diesen natürlich in den Coca-Cola Farben kleiden.
Doch was hat sich genau mit der Digitalisierung geändert?
Fangen wir doch mit den Weihnachtsgrüßen an. Verschiedene weihnachtliche Postkarten zeigen, auch Weihnachtsgrüße werden noch analog verschickt. Aber die Mühe, eine Weihnachtskarte auszuwählen, diese per Hand zu beschreiben und dann auch noch zur Post zu bringen, wird einfach nicht mehr für jeden aufgebracht. Facebook, Twitter, WhatsApp und Co. bieten uns die Möglichkeit, ganz schnell und einfach weihnachtliche Grußkarten zu posten. Spart zwar Papier und Geld, ist dann aber doch gleich etwas unpersönlicher.
Auch das Backen von Keksen und Plätzchen gehört traditionell zu Weihnachten dazu und ist auch noch heute bei Kindern und Erwachsenen sehr beliebt. Immerhin können wir noch keine Kekse drucken. Dennoch hat die Digitalisierung auch hier einen gewissen Einfluss. Anstatt in Omas altem Backbuch zu blättern, haben viele ihr Smartphone zur Hand, um ein Rezept aus dem Internet herauszusuchen. Der Vorteil: man probiert dann doch mal etwas Neues aus. Der Nachteil: die handschriftlichen Tipps von den Großeltern oder Eltern im Familienbackbuch waren manchmal ganz hilfreich.
Auch gibt es Apps, die auf die Weihnachtsbäckerei ausgelegt sind. Das erspart einem die Internetsuche. Doch nicht nur Back-Apps gibt es zu Weihnachten. Auch eine extra Weihnachtsmarkt-Such-App findet sich im Store. Praktisch, falls man geneigt ist, einen Markt aufzusuchen, der weiter weg ist. Die regionalen Weihnachtsmärkte sind jedoch so präsent, dass es so eine App überflüssig macht.
Und wozu ist das Smartphone noch gut? Natürlich zum Recherchieren von Geschenken. Laut Google haben bereits im Jahr 2016 59 % der Deutschen ihr Smartphone zur Recherche genutzt. Kein Wunder, immerhin kann so zum Beispiel die Zeit in der Bahn sinnvoll genutzt werden. Außerdem können wir so viel schneller auf spontane Wunschäußerungen reagieren. Wenn beim Abendessen das Kind von der neuen Star Wars Figur redet, kann diese ganz entspannt nach dem Essen herausgesucht werden. Ein klarer Vorteil von Zeitersparnis.
Wer das Geschenk im Internet aussucht, kann dieses auch gleich online bestellen. 7 % der Deutschen verlassen sich sogar ausschließlich auf diese Methode. Und besonders gerne werden diese Online-Bestellungen am Schreibtisch bei der Arbeit getätigt. Natürlich nur in der Pause. Die Vorteile des Online-Kaufs liegen auf der Hand: Verfügbarkeit, Auswahl und Vergleichsmöglichkeiten. Einen Nachteil haben insbesondere die Paketzusteller, die gefühlt jeden Tag zu jedem Haus drei Pakete schleppen müssen. Dabei handelt es sich meist um eine Bestellung. Unnötig viel Müll und Geschleppe.
Unter den gekauften Geschenken finden sich nicht nur Brettspiele, Parfums und Socken, sondern selbstverständlich auch digitale Geschenke. Ob ein PC-Spiel oder Gutscheine, laut Bitkom wollen vier von fünf Deutschen ein digitales Präsent verschenken.
Interessanterweise blieb jedoch das Buch im Jahr 2018 das beliebteste Geschenk neben Geld und Gutscheinen.
Da wir gerade beim Thema Geschenke sind: Der Weihnachtsbaum wurde noch nicht von der Digitalisierung abgelöst. Keine digitalen Bilder, sondern ein echter Baum muss her. Dieser wird dann tatsächlich auch lieber offline gekauft.
Die Feiertage sind auch heute noch ein Fest der Familie und Freunde. Doch es gibt auch viele Menschen, die alleine bleiben, obwohl sie dies gar nicht möchten. Unter dem Hashtag #keinerbleibtallein können Menschen, die sich an Weihnachten und Silvester einsam fühlen, auf Twitter Gesellschaft finden. Und das nicht nur online. Personen, die Gesellschaft suchen oder anbieten, finden hier nur zusammen, um sich im realen Leben zu treffen.
Warum Weihnachten früher besser war? Als Kind hatte Weihnachten noch etwas Magisches. Das Beisammensein am Heiligabend bietet insbesondere Kindern Geborgenheit. Eltern und Großeltern waren bemüht, Kindern eine schöne Weihnachtszeit zu bescheren. Jetzt als Erwachsene haben wir einen Teil der kindlichen Freude und Unbeschwertheit abgelegt. Wir sind im Stress, denn jetzt sind wir es, die für Kinder, Familienmitglieder und Freunde ein schönes Weihnachten bescheren wollen.
Da hilft die eine oder andere digitale Errungenschaft durchaus. Auch Entfernungen sind kein Problem mehr. Via Videochat können die Verwandten aus Amerika zur Bescherung zugeschaltet werden. Ja, eigentlich ist Weihnachten einfacher geworden. Es kommt nur darauf an, was wir daraus machen. Immerhin liegt es bereits schon seit Jahren an uns, ob Weihnachten ein Fest des Konsums oder der Familie ist. Nun steht eben die Digitalisierung mit im Ring.
Quellen und Hintergründe:
Bild: rawpixel.com (Pexels, Pexels Lizenz)
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