19.09.2019 — Martina Morf-Koller. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
Liebe Leserin, lieber Leser,
es ist so weit, die über den Hochsommer gereiften Pflaumen sind pflück- und verarbeitungsbereit. Zumindest dachte ich bis vorhin noch Muttis Pflaumen zu ernten, hätte die Nachbarin mir nicht zugerufen: „Was für ein schöner alter Zwetschgenbaum, ich bin jedes Jahr neidisch, weil Inges immer viel mehr Früchte trägt als meiner.“ Wie Zwetschgen? Habe ich jahrzehntelang mühevoll unter Vorspiegelung falscher Tatsachen Zwetschgen entsteint, statt Pflaumenkuchen zu essen? Da lohnt es sich doch nach der Namensgebung zu schauen.
Allgemein gehört die Pflaume (Prunus domestica) zu den Rosengewächsen und war hier ursprünglich nicht beheimatet, zumindest nicht bis 100 v.Chr. Die Römer konnten es nicht lassen und haben Pflanzen eingeschleppt, weil ihnen offensichtlich die Früchte in ihren Eroberungsgebieten gut geschmeckt hatten. Das, was heutzutage an den Bäumen baumelt, sind alles Unterarten der Urpflaume. Wahrscheinlich haben sich Nachfahren von Kirschpflaume und Schlehen unkontrolliert miteinander gekreuzt, sodass immer mehr Arten entstanden. Allein in Deutschland werden mindestens 25 Arten hochproduktiv angebaut, die botanisch aber alle Pflaumen sind.
Der geneigte Österreicher sagt „Zwetschke“ und zwar ganz offiziell, wenn er eine Pflaume meint. Hierzulande bezeichnet „Zwetschge“ eine dunkelblaue Unterart, die aus der Pflaume entstanden ist. Sie hat eine eher längliche, manchmal spitz zulaufende Form und ist oft mit einer weißlichen dünnen Fruchtwachsschicht überzogen. Das Fruchtfleisch von Zwetschgen ist fest, süß-säuerlich und lässt sich gut vom länglich abgeflachten Kern lösen. Da das Fruchtfleisch seine Konsistenz beim Erhitzen nicht so schnell verliert, eignen sich Zwetschgen prima für den klassischen „Pflaumenkuchen“.
Die violett-blauen typischen Pflaumen sind hingegen eher rund und haben eine durchgehende Furche. Sie schmecken süß und sind saftiger. Aus Pflaumen macht man Mus, Konfitüre oder Chutney. Aber eigentlich gibt es sie auch in schwarz, rot, grün oder gelb, als Renekloden, Mirabellen, Rund- oder Eierpflaumen. Da auch die Zwetschgen- und Pflaumenbäume untereinander kreuzen, ergibt sich eine große Vielfalt verschiedenster Sorten. Und deshalb gibt es auch säuerliche Pflaumen und zuckersüße Zwetschgen.
Wissen Sie, woher das Schimpfwort:“ du Pflaume“ kommt? Früher sah man die Zwetschge, aufgrund ihres festeren Fruchtfleisches für höherwertig an, dementsprechend war eine Pflaume nicht so viel wert.
Egal ob Zwetschge oder Pflaume, die Früchte schmecken nicht nur gut, sondern sind gesund, da sie viele Mineralstoffe und Spurenelemente enthalten. Auch die Vitaminbalance kann sich sehen lassen. Einzelne Vitamine sind vielleicht nicht in großer Menge vertreten, aber als Gesamtpaket ist es super. Pflaumen sind in der Lage im Darm überschüssige Fettstoffe an sich zu binden und blockieren teilweise die Umwandlung vom Kohlenhydrat zum Fett. Die Zellulosefasern und das Pektin im Fruchtfleisch haben eine große Quellfähigkeit und binden Wasser. Damit regen sie den Darm zu mehr Bewegung an. Pflaumen sind damit ein ideales sanftes Abführmittel. Allerdings wirkt auch der Pflaumensaft (ohne Fasern) abführend. Das liegt dann eher am vorhandenen Zuckeralkohol Sorbit, den Pflaumen ganz natürlich enthalten. Wer Verdauungsprobleme mit Fruchtzucker hat, sollte es mit der Menge an Früchten nicht übertreiben, denn alle bekannten Arten enthalten viel davon. Und während die frischen Früchte je 100g mit nur 47Kcal auf Ihre Hüften wandern wollen, schaffen die getrockneten Früchtchen immerhin 230Kcal.
Wissen Sie was, nennen Sie die Früchte einfach so, wie Sie es schon immer getan haben, letztendlich sind doch alles Pflaumen.
Die Autorin
Dr. Martina Morf-Koller lebt mit Mann und Kind in Hamburg-Bergedorf und arbeitet dort als Heilpraktikerin in eigener Praxis. Sie hat sich auf Beschwerden und Schmerzen des Bewegungssystems spezialisiert. Dabei behandelt sie Muskeln, Gelenke, Wirbelsäule und fasziale Netzwerke manuell und vermittelt alltagsbezogene ökonomische Bewegungsformen um die Körperstruktur nachhaltig zu verbessern. In klientenzentrierter Gesprächstherapie entwickelt sie mit Patienten individuelle Strategien zur Stressbewältigung. Als Ernährungsberaterin liebt sie es außerdem Wissenswertes zum Thema "gesunde Ernährung" humorvoll aufzubereiten und praxistauglich ihren Patienten näherzubringen. Ernährungsberatung soll auf jeden Fall Genuss, Lebensfreude und auch Spaß vermitteln, denn sonst kommt das Wissen nicht an.
Themen
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