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Deutschland attraktivster Standort Europas

25.06.2012  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Ernst und Young Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft m.b.H..

Gegen den europäischen Trend ist die Attraktivität Deutschlands im Vergleich zum Vorjahr gestiegen: 13 Prozent der befragten Manager bezeichnen Deutschland als einen der drei Topstandorte weltweit – im vergangenen Jahr lag der Anteil bei zwölf Prozent. Großbritannien und Frankreich werden hingegen nur von sechs bzw. drei Prozent der Befragten genannt.

Westeuropa insgesamt gilt unter Investoren trotz Schuldenkrise immer noch als attraktives Investitionsziel – allerdings mit absteigender Tendenz: Im Ranking der wichtigsten Weltregionen belegt Westeuropa mit 33 Prozent (Vorjahr: 35 Prozent) den zweiten Platz hinter China (44 Prozent).

„Deutschland ist heute eindeutig die dynamischste und wettbewerbsfähigste unter den großen Volkswirtschaft Europas“, kommentiert Peter Englisch, Partner bei Ernst & Young, die Ergebnisse. „Wer in Europa investieren möchte, nimmt fast immer Deutschland in die engere Wahl – das war noch vor fünf Jahren ganz anders.“ Gerade die europäische Schuldenkrise habe die Stärken des Standorts offenbart: die international wettbewerbsfähige Wirtschaft und eine einigermaßen gesunde Haushaltslage.

„Bei ausländischen Unternehmen hat Deutschland einen hervorragenden Ruf. Deutschland wird als Global Player wahrgenommen, während viele andere europäische Länder in die zweite Liga abzusteigen drohen“, so Englisch. Das zeigen auch die Befragungsergebnisse: Die wichtigsten Konkurrenten Deutschlands um die Ansiedlung ausländischer Unternehmen sind nicht etwa die europäischen Nachbarländer, sondern China und die USA.

Direktinvestitionen nach Deutschland steigen weiter

Deutschland konnte bei ausländischen Direktinvestitionen* im vergangenen Jahr einen überdurchschnittlich starken Zuwachs verzeichnen: Die Zahl der Investitionsprojekte stieg um 7 Prozent auf 597, die Zahl der geschaffenen Arbeitsplätze sogar um 43 Prozent auf knapp 17.600 – so viele wie noch nie seit Beginn der Untersuchung. Damit klettert Deutschland in der europäischen Rangliste auf den zweiten Platz – hinter Großbritannien, das stark davon profitiert, für US-Unternehmen der bevorzugte Standort in Europa zu sein.

Bemerkenswert ist die starke Zunahme bei Investitionsprojekten chinesischer Unternehmen in Deutschland: Im Jahr 2011 wurden in Deutschland 45 Projekte chinesischer Investoren gezählt – das waren 36 Prozent mehr als im Vorjahr und so viele wie in keinem anderen Land Europas: Jedes dritte Investitionsprojekt chinesischer Unternehmen in Europa wurde in Deutschland umgesetzt. Chinesische Unternehmen stellen damit die viertgrößte Investorengruppe – hinter den USA, der Schweiz und Großbritannien.

Europaweit stieg die Zahl der Investitionsprojekte um vier Prozent auf 3.906, dabei wurden 158.000 Arbeitsplätze geschaffen – 15 Prozent mehr als im Vorjahr.

Lob für gute Infrastruktur – Schärfung des Profils als Innovationsführer nötig

Besonders gute Noten erhält Deutschland vor allem für die Infrastruktur, das Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte und das soziale Klima. Bei allen abgefragten Faktoren schneidet Deutschland in diesem Jahr besser ab als im Vorjahr. Vor allem die Stabilität und Transparenz des politischen und rechtlichen Umfelds und der hierzulande zu erzielende Produktivitätszuwachs werden positiver bewertet als 2011.

Relativ wenig Lob gibt es hingegen für die Arbeitskosten, die (mangelnde) Flexibilität des Arbeitsrechts sowie die Unternehmensbesteuerung. Immerhin: Auch diese Faktoren werden häufiger positiv als negativ bewertet.

Als vielversprechendste Branchen in Deutschland bezeichnen ausländische Manager in erster Linie die Automobilindustrie und die IT-Branche. Relativ geringes Wachstumspotenzial billigen sie hingegen dem Banken- und dem Immobiliensektor sowie der Konsumgüterbranche zu.

Deutschlands wichtigster Wettbewerbsvorteil ist aus Sicht der befragten Manager die hohe Qualität von Forschung und Entwicklung: 40 Prozent bezeichnen die Forschungs- und Innovationskapazitäten als herausragendes Merkmal des Standorts Deutschland. Um im weltweiten Wettbewerb weiterhin erfolgreich zu sein, muss Deutschland nach Ansicht jedes dritten Befragten verstärkt in Aus- und Weiterbildung investieren und innovative „Hightech“-Branchen fördern.

Englisch fasst zusammen: „Deutschland steht im Ausland für Qualität, Teamgeist und Innovationskraft. Das sind die Stärken, die wir weiter ausbauen müssen. Das heißt zuallererst: mehr Investitionen in Bildung und Ausbildung der Arbeitskräfte.“

Ein Ausruhen auf den Erfolgen der vergangenen Jahre könne verhängnisvoll sein, warnt Englisch: „Deutschland Führungsposition als Qualitäts- und Innovationsführer ist nicht in Stein gemeißelt.“ Insbesondere der sich abzeichnende Ingenieurmangel könne zu einem erheblichen Problem für den Standort Deutschland werden.

Eskalation der Schuldenkrise hätte katastrophale Folgen

So erfreulich das gute Abschneiden Deutschlands in der Befragung und bei der Anwerbung ausländischer Investitionen sei, meint Englisch: „Wenn Europa leidet und gleichzeitig Deutschlands Stern als Topstandort immer heller strahlt, birgt das erheblichen Sprengstoff.. Denn der prosperierende und wettbewerbsfähige Teil Europas mit Deutschland als Zentrum entferne sich in dramatischem Tempo von den Krisenländern. „Die Kluft zwischen Nord und Süd wächst – das stellt Europa vor eine Zerreißprobe. Die Politik muss dringend Antworten finden auf die zunehmende Ungleichheit.“

Deutschland sei keineswegs immun gegen die Krise, betont Englisch: „Solange die Politik in Europa keine umfassende und glaubwürdige Lösung findet und umsetzt, werden die Probleme immer größer und immer schwerer beherrschbar. Einzelne Brandherde können sich schnell zu einem Flächenbrand entwickeln. Wenn Europa auseinanderbricht, nehmen Deutschlands Wirtschaft und auch Deutschlands Reputation als Topstandort erheblichen Schaden“.

Tatsächlich ziehen am Konjunkturhimmel bereits dunkle Wolken auf: „Bislang profitierte Deutschland stark von der guten Entwicklung in den USA und in Ländern wie China, Russland oder Brasilien. Doch auch dort stehen die Zeichen inzwischen auf Abkühlung. Und der europäische Markt bietet keinerlei Wachstumsimpulse mehr.“ Das Risiko herber Rückschläge in der zweiten Jahreshälfte habe erheblich zugenommen, so Englisch.

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