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Deutsche Wirtschaft schwingt sich 2016 wieder zum Eurozonen-Motor auf: Beschäftigungsboom hält an

11.01.2016  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Ernst und Young GmbH, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

Die deutsche Wirtschaft wird 2016 wieder zum Motor des europäischen Wachstums, nachdem sie im Jahr 2015 etwas an Dynamik eingebüßt hatte.

Für das Jahr 2016 prognostiziert der EY Eurozone Forecast1 ein BIP-Wachstum von 2,2 Prozent in Deutschland, das damit deutlich über den erwarteten 1,8 Prozent in der Eurozone liegt.

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Nach einem schwachen Start in das Jahr 2015 konnte die deutsche Wirtschaft im Jahresverlauf zwar wieder an Boden gut machen und ist im Gesamtjahr um 1,5 Prozent gewachsen2. 2014 hatte das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes noch bei 1,6 Prozent gelegen, die deutsche Wirtschaft war einer der Treiber der sich langsam erholenden Eurozonenwirtschaft, die sich nur um 0,9 Prozent steigern konnte. Im Jahr 2015 konnten die anderen Länder der Eurozone dagegen zulegen: Das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes in Deutschland entspricht genau dem Durchschnitt in der Eurozone.

2017 dürfte die Dynamik in Deutschland allerdings wieder etwas nachlassen: Dann wird das Wachstum der Eurozonenwirtschaft laut EY-Prognose bei 1,8 Prozent stagnieren, die deutsche Wirtschaft soll dann um 2,0 Prozent zulegen.

Die Exportwirtschaft in der Eurozone – und gerade auch in Deutschland – profitiert nach wie vor vom derzeit niedrigen Eurokurs, der hiesige Produkte in der Welt günstiger macht. Das beschert der Eurozone laut Prognose einen Exportzuwachs von 4,5 Prozent im Jahr 2015. 2016 setzt sich das Wachstum dann mit 3,7 Prozent fort. Deutschland mit seiner exportstarken Industrie übertrifft das Exportwachstum in der Eurozone mit 5,3 Prozent in diesem Jahr und 4,0 Prozent im kommenden Jahr. Die Ankündigung der Europäischen Zentralbank, weiter an der lockeren Geldpolitik festhalten zu wollen, dürfte den positiven Effekt auch im kommenden Jahr aufrechterhalten.

Importe wachsen stärker als Exporte

Wie wichtig inzwischen aber auch der Binnenkonsum ist, zeigt das Importwachstum, das über dem der Exporte liegt: Das Importwachstum der Eurozone beträgt 4,9 Prozent im Jahr 2015 und 4,0 Prozent im Jahr 2016. In Deutschland beträgt das Wachstum 5,9 beziehungsweise 5,6 Prozent.

„Die Eurozone erholt sich von der Wirtschaftskrise und ist in einer neuen Normalität angekommen“, kommentiert Georg Graf Waldersee, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY im deutschsprachigen Raum. „Die Wachstumszahlen bis 2007, als die Eurozonen-Wirtschaft jährlich um durchschnittlich 2,4 Prozent wuchs, sind vorbei. Die europäischen Volkswirtschaften wachsen langsamer – dafür aber hoffentlich substanzvoller. Denn ein Teil des Wachstums in den 2000er Jahren wurde durch die inzwischen geplatzte Immobilienblase und die hohe Verschuldung des öffentlichen Sektors ermöglicht.“

Wachstum in USA und Großbritannien hilft Exportwirtschaft

Vor allem die florierende Wirtschaft in den USA und in Großbritannien hält die Exporte aus der Eurozone auf einem hohen Niveau – und das wird vorerst auch so bleiben. Während das Bruttoinlandsprodukt in den USA 2016 und in den folgenden Jahren voraussichtlich konstant um 2,7 Prozent wachsen wird, wird das Wachstum in Großbritannien zwar leicht niedriger aber dennoch konstant über 2,0 Prozent liegen.

„Allerdings gefährden auch Risiken das weitere Exportwachstum“, warnt Graf Waldersee. „Insbesondere die Unsicherheit über das verlangsamte Wachstum in China trübt den Ausblick. Einst hoffnungsvolle Schwellen­länder wie Brasilien oder Russland entwickeln sich schon länger sehr schwach. Fallende Preise für Öl und andere Rohstoffe haben die wirtschaftliche Entwicklung dort noch weiter beeinträchtigt.“

Lag der Ölpreis Mitte 2014 noch bei 100 US-Dollar pro Barrel, fiel er bis Mitte des Jahres 2015 auf 60 US-Dollar und liegt momentan noch niedriger bei unter 50 US-Dollar.

Für den Binnenkonsum in der Eurozone ist der niedrige Ölpreis allerdings ein Antreiber: Die Konsumenten sparen bei den Energiekosten und geben das eingesparte Geld für andere Produkte und Dienstleistungen aus. Die Verbraucher-Ausgaben in der Eurozone werden im Jahr 2015 laut Prognose um 1,7 Prozent wachsen – so stark wie seit 2007 nicht mehr. Allerdings werden sich die Energiepreise laut EY-Prognose ab 2016 wieder etwas erholen – und in der Folge die Verbraucher-Ausgaben weniger stark wachsen.

„Die Energiepreise werden sich voraussichtlich wieder etwas stabilisieren – dadurch könnten die bisher positiven Effekte auf die Wirtschaft und die Konsumlaune der Verbraucher zukünftig weniger stark ausfallen“, konstatiert Graf Waldersee. „In den kommenden Jahren wird weiteres Wachstum deswegen wieder mehr von einer stärkeren Nachfrage in anderen Ländern abhängen. Da schmerzt es, dass Schwellenländer wie China, Russland oder Brasilien von ihren einstigen Wachstumszahlen weit entfernt sind. Eurozonen-Länder und Unternehmen, die ihren Export diversifizieren, sind daher im Vorteil.“

Deutschland: Neuer Beschäftigungsrekord in Sicht

Dank der robusten Konjunkturentwicklung in Deutschland wird die Zahl der Erwerbstätigen im Jahres­durch­schnitt um etwa 160.000 auf 43,2 Millionen steigen – und damit so hoch liegen wie nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik.

Die sehr positive Beschäftigungsentwicklung sei einer der Gründe für die robuste Konjunkturentwicklung in Deutschland, so Graf Waldersee: „Die gute Arbeitsmarktlage und die positive Lohnentwicklung lassen das Verbrauchervertrauen und den privaten Konsum deutlich steigen – und tragen so maßgeblich zur guten Konjunkturentwicklung in Deutschland bei“.

Heute herrsche in den wirtschaftsstarken Gegenden Deutschlands annähernd Vollbeschäftigung, so Graf Waldersee: „In vielen Branchen werden händeringend Mitarbeiter gesucht, der Fachkräftemangel wirkt hier wie eine Umsatzbremse – und er dürfte sich in den kommenden Jahren noch deutlich verschärfen“.

Aufgrund der anhaltend starken Zuwanderung nach Deutschland wird die Arbeitslosigkeit in Deutschland (nach den Kriterien der Internationalen Arbeitsorganisation ILO) im Jahr 2016 voraussichtlich nur noch geringfügig sinken – von 4,6 auf 4,5 Prozent – nachdem sie im Jahr 2015 noch um beachtliche 0,4 Prozentpunkte gesunken war. Im kommenden Jahr dürfte damit die niedrigste Arbeitslosenquote seit der Wiedervereinigung erreicht werden.

„Die Zuwanderung wird sich erst mit Verzögerung auf den deutschen Arbeitsmarkt auswirken, weil viele Migranten zunächst Sprachkurse und berufliche Qualifikationsmaßnahmen durchlaufen, bevor sie dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.“, so Prof. Dr. Clemens Fuest, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates von EY.

Millionen Jobs in Eurozone gingen verloren

Während in Deutschland neue Beschäftigungsrekorde in Sicht sind, bleibt die Arbeitslosigkeit in vielen anderen Ländern der Eurozone auf einem sehr hohen Niveau. Seit 2007 sind in Deutschland knapp 2,7 Millionen neue Jobs entstanden – in der Eurozone gingen im gleichen Zeitraum per Saldo hingegen fast 1,7 Millionen Stellen verloren. Betroffen vom Jobabbau waren vor allem Spanien, wo die Beschäftigung um 2,7 Millionen zurück ging, Griechenland (minus 0,99 Millionen) und Portugal (minus 0,5 Millionen). In elf Eurozonen-Ländern ist die Zahl der Beschäftigten heute niedriger als im Vorkrisenjahr 2007 – nur in sieben Ländern sind heute mehr Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt als im Jahr 2007 – darunter neben Deutschland vor allem in Österreich und Belgien.

„Die Beschäftigungsentwicklung in der Eurozone war in den vergangenen Jahren sehr heterogen: Deutschland verzeichnete einen massiven Zuwachs an Jobs, gleichzeitig gingen in den südeuropäischen Ländern Millionen Jobs verloren“, stellt Graf Waldersee fest. Die Weichen zu stellen für einen spürbaren Beschäftigungs­aufschwung sei eine der wichtigsten Herausforderungen für die europäische Politik in den kommenden Jahre, betont Graf Waldersee: „Die hohe Arbeitslosigkeit – und insbesondere die Jugendarbeitslosigkeit – gerade im Süden Europas schüren Unzufriedenheit und Politikverdrossenheit“. Das gefährde den Zusammenhalt der Gesellschaften und führe zum Erstarken extremistischer Parteien. „Von Deutschland wird man gerade in diesen schwierigen Zeiten erwarten, positive Impulse für die wirtschaftliche Gesundung und die politische Einheit Europas zu geben“.


1 Die Studie zur Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung in der Eurozone, die vierteljährlich erscheint, basiert auf dem Prognosemodell der EZB und wird in Zusammenarbeit mit dem renommierten britischen Wirtschaftsforschungsinstitut Oxford Economics erstellt. Die Studie liefert Hintergrundinformationen zu makroökonomischen Entwicklungen in der Eurozone insgesamt sowie in den Einzelstaaten.
2 Prognose, endgültige Jahreszahlen liegen noch nicht vor.


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