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Deutsche Unternehmen sind Optimismus-Weltmeister

10.05.2011  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Ernst und Young Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft m.b.H..

Unternehmen erwarten weitere Verbesserung der Geschäftslage / Jedes zweite Unternehmen hakt Krise ab / Finanzierung wird leichter / Aber Appetit auf Übernahmen sinkt / Unternehmen wollen eher organisch als durch Zukäufe wachsen / Gewinnmaximierung durch Sparkurs

Deutschlands Großunternehmen sind in punkto Geschäftslage und Optimismus Weltmeister: 84 Prozent der Unternehmen schätzen die Aussichten für die deutsche Wirtschaft positiver ein als vor einem halben Jahr – so viele wie in keiner anderen großen Volkswirtschaft. Weltweit beurteilen nur 66 Prozent der Unternehmen die Perspektiven für ihre Volkswirtschaft besser als vor 6 Monaten. Und auch die Aussichten für das eigene Unternehmen haben sich nach Meinung von 79 Prozent der deutschen Manager verbessert – weltweit liegt der Anteil bei 70 Prozent. Obwohl die Unternehmen wieder hohe Gewinne erwirtschaften und von einer Finanzklemme keine Rede mehr ist, gehen nur relativ wenige Unternehmen auf Shoppingtour und kaufen andere Unternehmen auf. Stattdessen setzen die Konzerne auf Wachstum aus eigener Kraft. Zu diesen Ergebnissen kommt das vierte „Capital Confidence Barometer“ der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young, eine Umfrage unter 1.100 Entscheidern in Großunternehmen weltweit, davon 85 aus Deutschland.

Zuversicht steigt in Deutschland und den BRIC-Ländern

Während Deutschlands Großunternehmen derzeit mit der weltweit größten Zuversicht in die Zukunft blicken, schätzen beispielsweise nur 48 Prozent der Unternehmen in Großbritannien die Aussichten für die heimische Wirtschaft positiver ein als noch vor einem halben Jahr – in Spanien liegt der Anteil sogar nur bei 40 Prozent. Ähnlich positiv wie die deutschen Unternehmen schätzen nur die Firmen in China und Brasilien (78 bzw. 73 Prozent) die Lage ein.

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Trotz der deutlich verbesserten Geschäftslage bleiben die Großunternehmen in Deutschland vorsichtig und sparsam: Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen stehen weiterhin ganz oben auf der Agenda – bei 69 Prozent der Unternehmen. Vor einem halben Jahr lag der Anteil bei 66 Prozent. Weltweit geben nur 57 Prozent der Manager an, dass Kostensenkungsmaßnahmen für sie Priorität haben. „Die deutschen Unternehmen fahren nach wie vor und noch stärker als ihre ausländischen Wettbewerber einen klaren Sparkurs“, kommentiert Alexander Kron, Leiter des Bereiches Transaction Advisory Services bei Ernst & Young in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Damit verhindern sie, dass die Kosten aus dem Ruder laufen und schaffen gleichzeitig eine sehr solide Basis für profitables Wachstum im Wirtschaftaufschwung“.

Unternehmen setzen auf Wachstum aus eigener Kraft

Zwar setzen die deutschen Unternehmen weiter auf Wachstum – allerdings wollen sie dieses Ziel vor allem aus eigener Kraft erreichen: Der Anteil der Unternehmen, die in den kommenden sechs Monaten verstärkt nach attraktiven Zukäufen Ausschau halten, ist im Vergleich zum November des vergangenen Jahres von 47 auf 26 Prozent gesunken. Weltweit planen derzeit 33 Prozent der Unternehmen kurzfristige M&A-Transaktionen. Und nur 24 Prozent der Unternehmen beobachten kontinuierlich den Markt, um schnell auf mögliche Kaufgelegenheiten reagieren zu können. Weltweit liegt der Anteil bei 31 Prozent.

Für diese Zurückhaltung sieht Kron mehrere Gründe: „Nach wie vor agieren die deutschen Unternehmen vorsichtig und versuchen, Risiken zu minimieren oder ihnen ganz aus dem Weg zu gehen. Organisches Wachstum ist zwar mühseliger und langwieriger als der Zukauf von anderen Unternehmen, birgt aber auch geringere Risiken. Dass so viele Unternehmen allerdings gar nicht erst nach potenziellen Kaufgelegenheiten suchen, hält Kron für einen Fehler: „Bei aller gebotenen Vorsicht sollte das Management dennoch immer den Markt sondieren. Top-Konzerne beschäftigen zu diesem Zweck ganze Abteilungen – bei kleineren Unternehmen bleibt dieser Aspekt allerdings oft außen vor. Damit verschenken diese Unternehmen Wachstumschancen und handeln sich eventuell sogar Wettbewerbsnachteile ein, wenn die Konkurrenz zum Zug kommt“, gibt Kron zu Bedenken.

Hauptgrund für die relativ geringe Beachtung, die deutsche Manager derzeit dem Thema M&A schenken, ist der Mangel an Management-Ressourcen: Auf die Frage, was einer Involvierung in kurzfristig stattfindende Transaktionen im Wege steht, verweisen 67 Prozent der Befragten auf den Zeitmangel des Managements. Aber auch schwerfällige interne Prozesse scheinen eine große Rolle zu spielen: Immerhin 61 Prozent geben an, dass es schwer sei, einen Konsens im Management zu finden, 42 Prozent bezeichnen einen fachlichen oder personellen Mangel in der Konzernorganisation als Grund.

Keine Kreditklemme mehr

Jedes zweite deutsche Unternehmen hakt die Krise für sich ab: Für 46 Prozent der deutschen Unternehmen ist die Finanz- und Wirtschaftskrise in ihrer Branche nach eigener Auskunft vorbei – weltweit sind nur 33 Prozent der Manager dieser Meinung. Allerdings sind nur 20 Prozent der deutschen und 17 Prozent der weltweit befragten Unternehmen der Meinung, dass die Krise für die Weltwirtschaft generell vorbei ist.

Von einer Kreditklemme ist in der deutschen Wirtschaft inzwischen so gut wie keine Rede mehr: Die Mehrheit der deutschen Unternehmen (55 Prozent) beobachtete in den letzten sechs Monaten eine weitere Verbesserung des Finanzierungsumfelds – weltweit liegt der Anteil mit 56 Prozent auf gleichem Niveau. Bereits vor sechs Monaten hatten 69 Prozent der deutschen Manager über eine Verbesserung der Finanzierungssituation berichtet.

Die Finanzierung größerer Projekte ist für die deutschen Unternehmen zwar nach wie vor eine Herausforderung, im Halbjahresvergleich zeigt sich aber, dass sich die Situation deutlich entspannt hat: Jedes zweite deutsche Unternehmen sieht zwar derzeit noch Probleme, Kapital für Zukäufe oder sonstige kapitalintensive Projekte zu erhalten, vor einem halben Jahr lag der Anteil aber noch bei 68 Prozent. Andererseits: Immerhin fast jedes zweite Unternehmen hat derzeit keine Probleme, kapitalintensive Projekte zu finanzieren.

M&A-Markt wird sich mittelfristig wieder beleben

Die Zurückhaltung der deutschen Unternehmen in Sachen M&A spiegelt sich auch in der Zahl der M&A-Transaktionen: Trotz des Wirtschaftsaufschwungs ist die Zahl der Fusionen und Übernahmen mit Beteiligung deutscher Unternehmen im ersten Quartal 2011 im Vergleich zum Vorjahresquartal um vier Prozent von 502 auf 480 gesunken. Der Transaktionswert fiel um 24 Prozent auf 19,9 Milliarden Euro. Im Vergleich zum vierten Quartal des Jahres 2010 war allerdings ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen: Die Zahl der Transaktionen stieg um acht Prozent, der Transaktionswert wuchs sogar um 50 Prozent.

Nach mehreren Jahren mit rückläufigen Transaktionsaktivitäten legte der deutsche M&A-Markt im Jahr 2010 erstmals seit 2007 wieder etwas zu: Die Zahl der Transaktionen mit deutscher Beteiligung stieg von 1677 im Jahr 2009 auf 1727 im Jahr 2010. Der Transaktionswert fiel allerdings von 82,9 auf 71,5 Milliarden Euro, was auf einige sehr große Transaktionen im Jahr 2009 zurückzuführen ist. „Trotz des überraschend starken Konjunkturaufschwungs ist der M&A-Markt noch nicht wieder richtig in Schwung gekommen“, beobachtet Kron.

Zwar seien die Kriegskassen der Unternehmen dank wieder sprudelnder Gewinne gut gefüllt, zudem führten immer seltener Finanzierungsengpässe zum Scheitern geplanter Transaktionen. Allerdings stellten unterschiedliche Preisvorstellung von Käufern und Verkäufern weiterhin eine große Herausforderung dar: „Die Preisvorstellungen liegen häufig sehr weit auseinander“, so Kron. Die Erfahrung zeige zudem, dass der M&A-Markt der Konjunkturentwicklung meist mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung folge. Kron betont, dass sich relativ viele Transaktionen in der Pipeline befänden: „Die Aktivitäten im Hintergrund haben definitiv zugenommen, die Pipeline füllt sich. Wir sind überzeugt, dass die Zahl der Zusammenschlüsse und Zukäufe in den kommenden Monaten deutlich steigen wird“, erwartet Kron.

Quelle: Ernst & Young GmbH
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