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Deutsche Bauwirtschaft: Weiterhin hohe Zahlungsrisiken

09.02.2017  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Atradius Kreditversicherung.

Trotz gut gefüllter Auftragsbücher bleiben in der deutschen Baubranche teils hohe Risiken für Zahlungsausfälle und -verzögerungen sowie für Insolvenzen bestehen.

Trotz gut gefüllter Auftragsbücher und Zuversicht für das aktuelle Jahr bleiben in der deutschen Bauwirtschaft teils hohe Risiken für Zahlungsausfälle und -verzögerungen sowie für Insolvenzen bestehen. Der Kreditversicherer Atradius, der über Zugang zu Bonitätsinformationen von mehr als 230.000 deutschen Baufirmen verfügt, weist auf die Gefahr von Liquiditätsengpässen in einzelnen Bereichen der Branche hin.

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„Dank des Auftragsbooms ist das Zahlungsausfallrisiko in der deutschen Bauwirtschaft zuletzt insgesamt leicht gesunken. Bei allen positiven Nachrichten muss man bei der Branche dennoch weiterhin sehr genau hinsehen und einzelne Unternehmen differenziert betrachten“, sagt Andreas Tesch, Chief Market Officer von Atradius. „Obwohl es im Baubereich seit nunmehr fünf Jahren aufwärts geht, ist die Branche im Vergleich zu anderen nach wie vor deutlich anfälliger für Zahlungsausfälle.“ Mehr als 10 % seiner Entschädigungen in Deutschland hat die Atradius Kreditversicherung im vergangenen Jahr an Kunden ausgezahlt, die sich gegen Forderungsausfälle durch deutsche Bauunternehmen abgesichert hatten.

Am Ende der Bauprojektkette bleibt eine hohe Ausfallgefahr

Mögliche finanzielle Engpässe sieht Atradius vor allem im Baunebengewerbe bei Unternehmen, die hauptsächlich Installations-, Pflaster-, Maler-, Glaser- oder Garten- und Landschaftsbauarbeiten durchführen. Ihr Einsatz erfolgt in den meisten Fällen am Projektende. Die Gefahr, dass dem Auftraggeber dann das Geld ausgeht und er seinen Dienstleister nicht mehr bezahlen kann, ist auch im aktuellen Aufschwung gegeben. „Das Risiko, nicht bezahlt zu werden, besteht vor allem für Unternehmen, wenn sie in Groß- und Langzeitbauprojekte involviert sind, die zahlreiche Unwägbarkeiten mit sich bringen“, erklärt Andreas Tesch. „Probleme bekommen dann vor allem kleine und mittlere Firmen, deren Eigenkapitalausstattung zumeist gering ist.“ Für Subunternehmer bietet es sich vor diesem Hintergrund an, eine Bürgschaft vom Generalunternehmer zu verlangen. Gemäß Paragraph 648a des BGB (Bauhandwerkersicherung) sind Unternehmen, die die Gesamtverantwortung für große Bauprojekte tragen, verpflichtet, diese auf Anfrage auszustellen.

Vergleichsweise stabil schätzt Atradius derzeit hingegen das Zahlungsausfallrisiko von Baunebenbetrieben ein, die schwerpunktmäßig im Wohnungsbau tätig sind.

Bei staatlichen Aufträgen sind Bauunternehmen allerdings weiterhin gut beraten, Zahlungsverzögerungen einzukalkulieren. „Generell profitiert die Branche natürlich von den erhöhten Infrastrukturinvestitionen. Aber auch wenn öffentliche Aufträge zunehmen und das Ausfallrisiko beim Staat keine Rolle spielt – die Verwaltungsprozesse werden dadurch nicht schneller, und Unternehmen sollten weiterhin darauf vorbereitet sein, dass viel Zeit bis zum Zahlungseingang verstreicht“, so der Chief Market Officer von Atradius.

Daneben sieht Atradius Risiken bei den Gewerbeimmobilien wie etwa den Bürokomplexen, die in zahlreichen Regionen Deutschlands derzeit entstehen. Offen ist aus Sicht des Kreditversicherers nach wie vor, ob überall eine ausreichende Nachfrage nach diesen Bauten besteht und die Bauherren ausreichend Flächen vermietet oder verkauft bekommen.

Rohstoffpreise und Zinsentwicklung sind weiterhin Unsicherheitsfaktoren

Die gute Auftragslage und anziehende Preise könnten einzelne Bauunternehmer darüber hinaus dazu verleiten, auch Aufträge anzunehmen, die sie nicht abarbeiten können. „Unabhängig von den Gründen: Schließen Firmen die Aufträge nicht ab, bleiben sie auf ihren Kosten sitzen – und geraten so selbst in Liquiditätsnöte“, warnt Andreas Tesch.

Auch die traditionellen Unwägbarkeiten in der Baubranche bei Langzeitprojekten bergen weiterhin Gefahren für Finanzengpässe und Insolvenzen. Steigen die Preise von Rohstoffen wie Zement, Stahl, Kunststoffen oder Sand an und haben die Unternehmen in den Verträgen keine Preisgleitklauseln ausgehandelt, kann das nicht nur die Margen verringern, sondern die Aufträge am Ende sogar defizitär werden lassen. Auch ein Wiederanziehen der Zinsen würde die Zahlungsausfälle in der Branche ansteigen lassen.

 

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