27.10.2020 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Willis Towers Watson.
Rund drei Viertel (76 Prozent) der Unternehmen erwarten, dass sich die Vergütung durch agile und neuartige Arbeitsformen stark wandeln wird. Doch haben weniger als ein Drittel (29 Prozent) ihr Stellenbewertungssystem gut für die aktuellen Anforderungen aufgestellt. Dies ergab eine Umfrage unter Teilnehmern der HR-Executive-Konferenz von Willis Towers Watson. Für die Zukunft sehen sich sogar nur ein Viertel (25 Prozent) gut aufgestellt – ein Risiko, denn ein positives Arbeitserlebnis, welches den Unternehmenserfolg messbar steigert, hängt nicht zuletzt von einer als angemessen und fair empfundenen Vergütung ab.
Frank spricht damit die so genannte Employee Experience an – das tägliche Arbeitserlebnis der Mitarbeitenden, ihre Berührungspunkte mit dem Unternehmen sowie die daraus resultierenden Folgen für Umsatz und Gewinn. „Inzwischen arbeiten nicht mehr einzelne gelegentlich, sondern viele oft im Home-Office. Künftig werden eine stärkere Mobilität, viel mehr freie Mitarbeitende, projektbasiertes Arbeiten und ein neues Zusammenspiel von menschlicher Arbeit und künstlicher Intelligenz das Arbeitserlebnis prägen. Das alles wird sich auch in der Vergütung widerspiegeln. Die Vergütung prägt das Arbeitserlebnis, insbesondere das Gefühl, angemessen für Engagement, Fleiß und Flexibilität entlohnt zu werden, erheblich.“
Wie sich das tägliche Arbeitserlebnis der Mitarbeitenden auf Umsatz und Gewinn eines Unternehmens auswirkt, lässt sich klar messen. So stechen in der Employee-Experience-Benchmarkdatenbank von Willis Towers Watson einige High-Performance-Unternehmen hervor, die finanziell nachhaltig erfolgreicher als ihre Wettbewerber sind und deren Mitarbeiter in Befragungen über ein sehr gutes Arbeitserlebnis berichten. Frank: „Das sind harte Fakten und nicht nur heiße Luft.“ Entscheidend für ein positives Arbeitserlebnis sind die Art der Arbeit, ob die Unternehmensziele als sinnhaft empfunden werden, die Zusammenarbeit mit Kollegen und Führungskräften sowie Vergütung und Entwicklungsmöglichkeiten. „Deshalb sollte auch bei der Vergütungsgestaltung die Employee Experience immer mitgedacht werden“, empfiehlt der Willis-Towers-Watson-Experte.
Im Zuge des Wandels werden Stellenbewertungssysteme – die Grundlage für Arbeitsorganisation und Vergütung, die auf die neuen Anforderungen ausgerichtet ist – flexibler und einfacher. Und nachdem vor einigen Jahren breit diskutiert wurde, individuelle Boni durch ähnliche Instrumente auf Team-, Bereichs- oder Unternehmensebene abzuschaffen, zeichnet sich nun ein Mittelweg ab. So denken 65 Prozent der Unternehmen darüber nach, Vergütungsprogramme einschließlich der Benefits zielgruppenspezifisch anzupassen oder zu individualisieren. „Die gesamte Belegschaft ‚über einen Kamm zu scheren‘ ist nicht sinnvoll“, so Frank. Er berichtet, dass beispielweise die Vergütung in den Vertriebs- oder Forschungs- und Entwicklungsabteilungen andere Erfolge honorieren sollte als für die breite Belegschaft. „Wichtig ist auch, ob die Benefits die Menschen dort abholen, wo sie stehen“, so der Vergütungsexperte. So interessieren sich Baby Boomer für andere Benefits als die Generation Z, denn Kindergartenzuschuss, Weiterbildung oder Betriebsrente sind je nach Lebensphase relevant. „Flexible Benefits-Pakete sind daher sinnvoll. Wer die für sich passenden Benefits wählen kann, fühlt sich am ehesten ‚abgeholt‘“, so Frank.
Welche Vergütungsinstrumente sich für ein Unternehmen am besten eignen, solle mit Blick auf Branche, Unternehmensstrategie, Marktumfeld, Mitarbeitergruppen und Vergütungsbenchmarks entschieden werden. Um für die Zukunft gewappnet zu sein, sollten Unternehmen daher nach Einschätzung von Florian Frank folgende Punkte prüfen:
„Vergütungsprogramme sollten nicht auf dem kleinsten, sondern dem wirkungsvollsten gemeinsamen Nenner aufbauen. Beratungserfahrung, Benchmarkdaten und Unternehmenserfolge zeigen, dass es sich lohnt, wenn Unternehmen bei der Entwicklung von Vergütungsprogrammen strategisch vorgehen und in eine gute Employee Experience investieren“, sagt Frank.
Bild: Olichel (Pixabay, Pixabay License)
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