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Ausländische Manager loben Standort Deutschland

07.06.2010  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: none.

Weltweite Umfrage: Attraktivität Deutschlands als Investitionsstandort steigt, fünfter Platz im weltweiten Standortranking, Deutschland wieder attraktivster europäischer Standort, Manager trauen Deutschland zu, die Wirtschaftskrise am besten zu meistern

Deutschland ist aus Sicht ausländischer Manager der führende Standort in Europa und steigt im Ranking der weltweit attraktivsten Standorte vom sechsten auf den fünften Platz. Zudem wird Deutschland nach Meinung der Mehrheit der Befragten die Krise erfolgreich meistern – besser als die übrigen europäischen Länder. Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young zur Attraktivität des Wirtschaftsraums Europa. Befragt wurden Manager von 814 internationalen Unternehmen. Vertiefende Fragen zum Standort Deutschland richteten sich an weitere 205 ausländische Unternehmen.

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Attraktivität Deutschlands gestiegen: 12 Prozent der befragten Manager bezeichnen Deutschland als einen der drei Top-Standorte weltweit – im Vorjahr lag der Anteil bei 10 Prozent. Angeführt wird das Ranking von China, Indien, den USA und Russland.


Standort Deutschland trotz Krise stark

Obwohl die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr überdurchschnittlich stark geschrumpft ist, hat die Attraktivität des Standort Deutschland aus Sicht der ausländischen Manager nicht gelitten. Im Gegenteil: 38 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Attraktivität Deutschlands als Investitionsziel gestiegen sei, nur neun Prozent sehen eine gesunkene Attraktivität des Standorts Deutschland. Auch die Bereitschaft, in Deutschland zu investieren, ist gestiegen: 40 Prozent der Unternehmen planen, in Deutschland zu investieren – im Vorjahr lag der Wert bei nur 31 Prozent. Aus Sicht der befragten Manager wird Deutschland auch zukünftig seine starke Position im internationalen Standortwettbewerb ausbauen können: 54 Prozent (Vorjahr: 37 Prozent) der Befragten erwarten, dass Deutschlands Attraktivität in den kommenden drei Jahren zunehmen wird, nur neun Prozent (Vorjahr: elf Prozent) erwarten eher eine negative Entwicklung.

Die Art und Weise, wie die Bundesregierung die Wirtschaftskrise seit ihrem Ausbruch gemanagt hat, findet zudem insgesamt eine breite Zustimmung unter den Befragten: Zwei von drei loben die Standortpolitik, nur 21 Prozent fällen ein negatives Urteil. Im Vergleich zum Jahr 2008 haben sich die Werte deutlich verbessert. So stieg die Zustimmung zur deutschen Standortpolitik von 49 auf 64 Prozent, der Anteil der Skeptiker sank von 33 auf 21 Prozent. Besonders gute Noten erhält Deutschland vor allem für die Infrastruktur (Telekommunikation und Transport & Logistik). Auch die Lebensqualität und die Qualifikation der Arbeitnehmer werden von den befragten Managern sehr positiv gesehen. Relativ schlecht bewertet wird der Standort Deutschland insbesondere in Bezug auf die Unternehmenssteuerbelastung und die Arbeitskosten.

„Die positiven Umfrageergebnisse spiegeln die gestiegene Bedeutung und die gestärkte Position Deutschlands als führende europäische Volkswirtschaft wieder“, so Peter Englisch, Partner bei Ernst & Young. „Der Standort Deutschland hat den starken Konjunktureinbruch des vergangenen Jahres erstaunlich gut verkraftet und punktet jetzt mit einer qualitativ hochwertigen Produktpalette, der preislichen Wettbewerbsfähigkeit, einem hohen Weltmarktanteil und dem breit aufgestellten Export. Deutschland kann im aktuellen weltweiten Wirtschaftsaufschwung überdurchschnittlich stark von diesen spezifischen Vorteilen des Standorts profitieren“.


Eurokrise bislang ohne negative Auswirkungen auf Standort Deutschland

Die derzeitigen Turbulenzen im Zusammenhang mit der hohen Verschuldung einiger Mitglieder des Euroraums haben bislang keine negativen Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft, so Englisch: „Die konjunkturelle Entwicklung zeigt klar nach oben, die deutschen Unternehmen machen wieder bessere Geschäfte, die Nachfrage aus dem Ausland zieht deutlich an.“ Ganz ausschließen möchte Englisch negative Konsequenzen für den Standort Deutschland aber nicht: „Die notwendigen Sparanstrengungen der europäischen Regierungen werden das Wirtschaftswachstum im Euroraum – dem wichtigsten Exportmarkt Deutschlands – dämpfen. Und die anhaltende Verunsicherung an den Finanzmärkten trägt sicher nicht zur weiteren Aufhellung des Investitionsklimas bei“. Derzeit aber habe der schwache Euro in erster Linie positive Auswirkungen für das Exportland Deutschland.

Englisch kann der Diskussion um die Stabilität des Euroraums aber durchaus auch positive Aspekte abgewinnen: „Die aktuelle Krise legt schonungslos die Defizite und den erheblichen Reformbedarf einiger europäischer Volkswirtschaften offen – jetzt zeigen sich sehr deutlich die wahren Qualitäten der Standorte. Wenn dies dazu führt, dass die nationalen Regierungen endlich ihre strukturellen Probleme angehen und damit ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit steigern, kann dies langfristig durchaus zu einer Stärkung der Wirtschaftskraft und des Zusammenhalts Europas führen“.

Für Deutschland selbst sieht Englisch derzeit kaum Handlungsbedarf – abgesehen von dem notwendigen Schuldenabbau. „Deutschland hat in den Jahren vor der Krise seine Hausaufgaben gemacht – viele andere EU-Staaten nicht. Strukturell ist die deutsche Wirtschaft grundsätzlich gesund.“


Schwellenländer gewinnen an Attraktivität - Unternehmen setzen wieder auf neue Märkte

Während die Industriestaaten noch mit den Nachwirkungen der Krise kämpfen und nur geringe Wachstumsraten aufweisen können, gewinnen die Schwellenländer – allen voran China – deutlich an Attraktivität: Bereits heute sind China und Indien aus Sicht internationaler Unternehmen mit 39 bzw. 22 Prozent der Nennungen die attraktivsten Investitionsstandorte der Welt. Und 66 Prozent der Befragten erwarten, dass die Attraktivität Chinas in den kommenden Jahren weiter steigen wird. Die zukünftige Entwicklung Indiens wird ähnlich positiv gesehen – 61 Prozent erwarten einen weiteren Attraktivitätszuwachs.

„Vor allem China und Indien bieten das, was Investoren suchen: große unerschlossene Märkte und damit erhebliche Wachstumspotenziale. Da können die etablierten großen Industrienationen wie die USA und Deutschland schlichtweg nicht mithalten“, so Englisch.

Allerdings profitiere auch Deutschland profitiere derzeit von der dynamischen Entwicklung der Schwellenländer. Denn Deutschlands Exportwachstum ist stark getrieben durch den starken Anstieg der Ausfuhren in die BRIC-Länder. So haben sich die Ausfuhren nach China und Indien seit dem Jahr 2000 fast verdreifacht, während die Exporte in Richtung Frankreich – nach wie vor Deutschlands mit Abstand wichtigster Handelspartner – nur um verhaltene 22 Prozent zulegten.

„Die Wirtschaftskrise führt zu einem neuen Kräfteverhältnis zwischen entwickelten Industrienationen und Schwellenländern – und zwar zulasten der Industrieländer“, kommentiert Englisch. „Die entwickelten Länder wurden von der Rezession sehr hart getroffen, finden nur langsam den Weg aus der Krise und ächzen derzeit unter Staatsschulden in exorbitanter Höhe. Anders China und Indien: Im Jahr 2010 soll die Wirtschaft in China um 10 und in Indien um fast 8 Prozent steigen, Staatsschulden sind kein Thema. Die Krise führt also dazu, dass sich der Aufholprozess der Schwellenländer noch weiter beschleunigt. Dementsprechend steigt auch ihr wirtschaftliches und politisches Gewicht“.


Direktinvestitionen nach Europa sinken

Die von den Managern in der Umfrage zugestandene Attraktivität des Standorts Deutschland deckt sich nicht ganz mit den für die Studie erhobenen Zahlen zu Direktinvestitionen ausländischer Unternehmen in Europa. Danach konnte Deutschland 2008 nur 13 Prozent der ausländischen Direktinvestitionen in Europa auf sich vereinigen. Damit lag Deutschland mit deutlichem Abstand hinter Großbritannien (Marktanteil: 21 Prozent) und Frankreich (16 Prozent). Anders als diese Länder konnte Deutschland allerdings einen Zuwachs um 7 Prozent bei der Zahl der Investitionsprojekte verzeichnen.

Insgesamt ging die Anzahl der Auslands-Direktinvestitionen in Europa im Krisenjahr 2009 deutlich zurück. 2009 konnte Europa 3.303 Auslands-Investitionsprojekte verzeichnen, 2008 waren es noch 3.721. Besonders deutsche Unternehmen haben im Jahr 2009 ihre Auslandsinvestitionen reduziert: Die Zahl der von Deutschland aus getätigten Investitionen im europäischen Ausland ging um 31 Prozent zurück. Nach wie vor ist Deutschland aber – hinter den USA – der größte Investor in Europa.


Quelle: Ernst & Young GmbH
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