Ähnliche Branchen oder Branchenvielfalt?

Verbundene Wirtschaftszweige stellen ähnliche und sich ergänzende Produkte her, im Automobilbereich z. B. Motoren, Karosserien, Fahrzeugteile und -zubehör. Die Verbundenheit erleichtert den Austausch von Wissen und erhöht so die Chance, Innovationen und Wachstum hervorzubringen. Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hat diese These für deutsche Regionen empirisch überprüft. Das Ergebnis: Eine starke Verbundenheit von Wirtschaftszweigen wirkt tatsächlich positiv auf das regionale Beschäftigungswachstum – allerdings nur dann, wenn zugleich Führungskräfte in der Region überdurchschnittlich präsent sind. Fehlt das Zusammenspiel von Verbundenheit und Führungsfunktionen – etwa bei einem Mangel an Unternehmens-Headquartern in der Region –, wirkt dies negativ auf das Beschäftigungswachstum.

Umgekehrt kann auch eine große regionale Branchenvielfalt – z. B. Schwerpunkte sowohl in der Automobilindustrie als auch in der Chemie als auch im Maschinenbau – von Vorteil sein: Mehrere Standbeine machen eine Region widerstandsfähiger gegen Krisen. Hier zeigt die IWH-Untersuchung: Die Unverbundenheit der Wirtschaftszweige in einer Region hat positive Effekte auf das Beschäftigungswachstum, wenn vielfältige Fertigungs- und Führungsfunktionen in unterschiedlichen Wirtschaftszweigen ausgeübt werden.

Die regionale Strukturpolitik sollte, so die Folgerung der Autoren, neben der Erhöhung der Verbundenheit der regionalen Wirtschaftsstruktur insbesondere den Aspekt der Qualität bzw. funktionalen Stellung der in der Region ausgeübten Tätigkeiten in das Zentrum ihrer Bemühungen stellen. Vor allem Führungs- sowie Forschungs- und Entwicklungsfunktionen bergen Potenziale, den Austausch von Wissen und damit Innovationen und Wachstum zu generieren.