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"Irrweg ohne Beispiel"

28.09.2011  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Die über die Presse bekannt gewordenen Regulierungspläne der Europäischen Kommission für Wirtschaftsprüfer bringen die Betroffenen in ungewohnte Rage - aber nicht alle

Die von EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier geplante strikte Trennung von Wirtschaftsprüfung und Beratungsgeschäft sowie der obligatorische Prüferwechsel nach neun Jahren stoßen auf teils heftigen Widerstand bei den Prüferverbänden.

Michael Gschrei, Präsident der Wirtschaftsprüferkammer: "Nicht nur die im Zuge der Finanzkrise besonders in die Kritik geratenen großen Prüfungsgesellschaften, sondern auch mittlere bis hin zu kleinen Praxen würden einer unverhältnismäßigen Regulierung ausgesetzt, sollten diese Pläne Wirklichkeit werden. Hier muss mit mehr Augenmaß vorgegangen werden."

Dem Vernehmen nach sehe das Regulierungspaket auch massive Eingriffe in die in Deutschland seit 50 Jahren bewährte berufliche Selbstverwaltung der Wirtschaftsprüfer und vereidigten Buchprüfer vor, indem grundlegende Aufsichtsaufgaben der Wirtschaftsprüferkammer auf eine öffentliche Institution verlagert werden sollen. "Solche Überlegungen sind angesichts der seit 2005 bestehenden öffentlichen fachbezogenen Aufsicht durch die Abschlussprüferaufsichtskommission, die in allen Aufsichtsfällen das letzte Wort hat, nicht nachvollziehbar. Die Auswirkungen auf die Selbstverwaltung der anderen Freien Berufe in Deutschland wären kaum absehbar", erklärt Gschrei.

Auch das Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) nimmt die Vorschläge des EU-Kommissars "mit großem Unverständnis" zur Kenntnis. "Es ist nicht nachvollziehbar, dass diese Vorschläge die vor wenigen Tagen gefassten Beschlüsse des Europäischen Parlaments und die Konsultationsergebnisse, insbesondere die Meinungsäußerungen bedeutender europäischer Regierungen und der Wirtschaft, schlichtweg ignorieren", erklärte Klaus-Peter Naumann, Vorstandssprecher des IDW. "Es geht dem Kommissar augenscheinlich nicht mehr darum, die Abschlussprüfung auf der Grundlage der Erfahrungen aus der Finanzmarktkrise qualitativ weiterzuentwickeln, sondern den Prüfungsmarkt nach seinen Vorstellungen und auf Kosten der prüfungspflichtigen Unternehmen umzugestalten. Es ist meines Wissens ohne Beispiel, dass ein EU-Kommissar solche Maßnahmen vorschlägt, ohne dass zuvor festgestellt worden ist, dass der Prüfermarkt nicht funktioniert."

Das beabsichtigte Regulierungspaket lasse durch die Kombination von externer und interner Rotation sowie ein weitreichendes Verbot der Beratungstätigkeit, die sogar in einer Aufspaltung von Prüfungsgesellschaften münden kann, jegliche Verhältnismäßigkeit vermissen. Auch der verpflichtende Joint Audit wird vorgeschrieben, ohne die im Grünbuch vorgeschlagenen Möglichkeiten der Bildung von Prüferkonsortien weiter zu prüfen. Letztlich träfen die vorgesehenen Regelungen in ihren Wirkungen nicht nur den gesamten Berufsstand, sondern vor allem die beteiligten Unternehmen.

Die Kleinen nicht ganz so abgeneigt

Der "Joint Audit", die Buchprüfung von Konzernen mit mehr als einer Milliarde Euro Umsatz im Jahr von zwei Prüfunternehmen vornehmen zu lassen, von denen eines nicht zum Kreis der großen Vier gehören darf, wird von letzteren kritisiert ("Unter dem Vorwand der Krisenprävention wird eine drastische Intervention der EU-Kommission in den Prüfungsmarkt vorbereitet, die bis hin zur Zerschlagung der leistungsfähigsten Prüfungsfirmen reicht", so KPMG-Chef Rolf Nonnenmacher laut Handelsblatt), von einigen kleineren Firmen jedoch durchaus unterstützt: Sie sehen darin die Chance auf mehr Geschäft.

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