Britische Regierung plant härteren Kurs gegen Frauenhass

22.08.2024  — Samira Sieverdingbeck.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Großbritanniens Innenministerin Yvette Cooper will stärker gegen Extremismus vorgehen und dabei insbesondere Misogynie bekämpfen. Die britische Labour-Regierung prüft daher, ob extreme Frauenfeindlichkeit künftig als Form des Extremismus eingestuft werden kann.

Im Juli hatte der Nationale Rat der Polizeischefs (NPCC) einen Bericht veröffentlicht, der auf die starke Zunahme der Gewalttaten an Mädchen und Frauen aufmerksam machte. „Polizeilich erfasste Straftaten im Zusammenhang mit Gewalt gegen Frauen und Mädchen stiegen zwischen 2018 und 2023 um 37 %“, stellte der Bericht fest. Die stellvertretende Polizeipräsidentin Maggie Blyth bezeichnete die Gewalt gegen Frauen und Mädchen als „nationalen Notstand“.

Die Regierung will aber insbesondere die zunehmende Online-Radikalisierung von jungen Männern bekämpfen. „Regierungen haben zu lange dabei versagt, etwas gegen den Anstieg von Extremismus sowohl online als auch auf den Straßen zu tun,“ sagte Cooper gegenüber der Nachrichtenagentur PA.

Gründe für die zunehmende Radikalisierung im Internet seien auf der einen Seite Influencer, aber auch die sogenannte „Incel“-Bewegung. „Incels“ führt das britische Innenministerium bereits als Kategorie von Extremismus. Der Begriff setzt sich aus „involuntary“ und „celibate“, also unfreiwillige sexuelle Enthaltsamkeit, zusammen. Den Mitgliedern der männlichen Subkultur fehlt (sexueller) Kontakt zu Frauen und sie beschuldigen Feminismus und die moderne Gesellschaft dafür. Gleichzeitig predigen sie Frauenhass und propagieren Gewaltfantasien gegen Frauen. Zahlreiche Straftaten stehen in Zusammenhang mit dieser Subkultur.

Sollte Frauenfeindlichkeit künftig genauso behandelt werden, wie islamistischer oder rechtsextremer Extremismus, würde Großbritannien damit ein wichtiges Zeichen gegen Frauenhass und Gewalt an Frauen setzen.

In diesem Zuge könnten Lehrerinnen und Lehrer dazu verpflichtet werden, Kinder, die sie als extrem frauenfeindlich einschätzen, an staatliche Anti-Terror-Programme zu verweisen. Wichtige Grundlage dafür wäre jedoch eine deutliche Abgrenzung zwischen rechtmäßiger Meinungsäußerung und zu verhinderndem Frauenhass, um Verantwortlichen eine realistische Einschätzung zu ermöglichen.

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