Integriertes Reporting - neue Herausforderung für das Berichtswesen

15.11.2011  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Warth Klein Grant Thornton.

Die Nachhaltigkeit hält Einzug in das Unternehmensreporting.

Unter der Bezeichnung integrierte Berichterstattung (Integrated Reporting) sollen Unternehmen in Zukunft nur noch einen umfassenden Bericht erstellen, der finanzielle und nicht-finanzielle Informationen miteinander verknüpft. Auf diese Weise sollen wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Inhalte in die Bilanz gebracht werden. Betroffen sind Unternehmen aller Branchen und Größenordnungen.

Hintergrund: Der traditionelle Fokus der Berichterstattung liegt auf der Darstellung vergangenheitsorientierter Finanzdaten. Der neue Ansatz zielt darauf ab, Unternehmensführung und externe Stakeholder mit umfassenderen Informationen als bisher zu versorgen. So sollen künftig auch strategische und zukunftsorientierte Daten in die Berichterstattung einfließen. Das Ziel: Durch höhere Transparenz soll Vertrauen zu allen relevanten Interessengruppen aufgebaut werden. Konkret bedeutet das für Unternehmen, dass künftig im Jahresabschluss beispielsweise auch Themen wie Risikomanagement und Compliance, Mitarbeiterführung und -zufriedenheit, Umweltmanagement etc. anzusprechen sind. Das Ergebnis soll ein einziger Bericht sein, der alle richtungsweisenden Informationen über ein Unternehmen enthält.

Die Vorteile eines integrierten Berichtswesens: Insbesondere die Darstellung der nicht-finanziellen Daten erhöht das Vertrauen von Stakeholdern und Investoren. Außerdem schafft ein derart umfassender Bericht ein hohes Maß an Transparenz und minimiert das Risiko für Regelverstöße. Dies ist insbesondere im Hinblick auf die ständig steigenden Compliance-Anforderungen ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

Da es bisher keine festen Regeln für ein integriertes Reporting gibt, wurde im Vorjahr der internationale Ausschuss für integrierte Berichterstattung (International Integrated Reporting Committee, IIRC) ins Leben gerufen. Dieser hat im September 2011 ein Diskussionspapier zur integrierten Berichterstattung veröffentlicht mit dem Ziel, ein allgemein akzeptiertes Rahmenkonzept für die Bilanzierung zu entwickeln. Demnach soll jedes integrierte Reporting unter anderem die folgenden sechs Kernelemente enthalten:

  • Struktur und Geschäftsmodell: Darzustellen sind Organisationsstruktur, Funktionsweise des Geschäftsmodells sowie zentrale Stärken und Schwächen des Unternehmens.

  • Kontext, inklusive Chancen und Risiken: Hier steht die Entwicklung des relevanten Umfelds im Mittelpunkt. Zu beantworten ist die Frage, welche sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Faktoren das Unternehmen beeinflussen.

  • Strategische Ziele: Darzustellen ist, für welche Projekte das Unternehmen seine Ressourcen nutzt, wie es Risiken handhabt und wie nachhaltig die Wirkung einzelner Maßnahmen ist.

  • Steuerung und Vergütung: Unter Steuerung sind die Entscheidungswege, Führungsprinzipien und Verantwortlichkeiten zu verstehen. Ein weiterer Punkt sind die Anreizsysteme des Managements und ihre kurz-, mittel- und langfristige Ausrichtung.

  • Leistung: Hier sind folgende Fragen konkret zu beantworten: Wie hat das Unternehmen im Vergleich zu seinen Zielen und Wettbewerbern abgeschnitten? Welche Kennzahlen belegen dies? Welche Optimierungspotenziale bestehen?

  • Ausblick: Hier geht es um die künftigen Entwicklungen und Ziele des Unternehmens. Die Leser des Reports sollten überzeugt werden, dass das Unternehmen gut für die Zukunft gerüstet ist und seine Chancen optimal ausschöpft.

Praxishinweis
Der IIRC plant, seine Vorschläge am Ende dieses Jahres den G-20 zu unterbreiten. Unseres Erachtens sollten Unternehmen das Thema integrierte Berichterstattung nicht auf die lange Bank schieben und sich bereits jetzt mit Umsicht auf die im Diskussionspapier angesprochenen Aspekte vorbereiten. Sie sind dann, wenn feste Regeln eingeführt werden, schon sehr gut aufgestellt.

Warth & Klein Grant Thornton ist eine der größten partnerschaftlich geführten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in Deutschland mit über 750 Mitarbeitern an elf Standorten. Sie betreut einen repräsentativen Querschnitt der deutschen Wirtschaft mit Unternehmen und Institutionen aus nahezu allen Branchen sowie private Vermögensinhaber. Die Services umfassen Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Corporate Finance & Advisory Services sowie Private Finance. Bei grenzüberschreitenden Aufgabenstellungen arbeitet sie seit mehr als zehn Jahren mit „Grant Thornton International“ zusammen, einer weltweit tätigen Dachorganisation unabhängiger Wirtschaftsprüfungsgesellschaften.

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