Krisenszenarien: 59 Prozent der Unternehmen sind im Ernstfall nach kurzer Zeit nicht mehr lieferfähig

23.02.2012  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: IMWF Institut für Management- und Wirtschaftsforschung GmbH.

Deutsche Unternehmen sind auf Krisensituationen nur unzureichend vorbereitet. In einer Umfrage zum betrieblichen Risikomanagement gaben 59 Prozent der Fach- und Führungskräfte an, dass die Produktion oder Dienstleistungsfähigkeit des eigenen Hauses bei einem Zuliefererausfall im Pandemiefall innerhalb von nur vier Wochen zum Erliegen kommt.

Besonders anfällig für einen Ausfall der eingespielten Zulieferer zeigt sich das produzierende Gewerbe. Für diese Branche rechnen 70 Prozent der Experten damit, dass das Geschäft innerhalb von nur vier Wochen still steht. Das ist das Ergebnis der Studie "Krisensituationen in Unternehmen 2011" die vom IMWF Institut für Management- und Wirtschaftsforschung erstellt wurde (www.imwf.de).

Der krankheitsbedingte Ausfall großer Teile der Belegschaft wird von den Unternehmen(62 Prozent) als potenziell gefährlichste Situation für den wirtschaftlichen Fortbestand eingeschätzt. Gleichzeitig nimmt dieses Krisenszenario auch bei der Eintrittswahrscheinlichkeit einen vorderen Rang ein. Knapp jedes vierte Unternehmen geht davon aus, dass in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einem kritischen Personalausfall, beispielsweise im Zuge einer Pandemie, zu rechnen ist.

Trotz dieser Einschätzung gibt es nach Ansicht der Mehrheit der Risikoexperten noch deutlichen Verbesserungsbedarf in der Prävention. Nach Schulnoten bewertet sehen 62 Prozent der Fach- und Führungskräfte das eigene Unternehmen nur befriedigend oder noch schwächer aufgestellt. Nur 38 Prozent bewerten die getroffenen Krisenmaßnahmen für gut bis sehr gut. Dabei sind mittlere Unternehmen (500 bis 1.000 Mitarbeiter) mit einer Zustimmung von 42 Prozent um fünf Prozentpunkte optimistischer eingestellt als Sicherheitsverantwortliche in Großbetrieben (ab 1.000 Mitarbeiter).

Entscheidungen zum betrieblichen Risikomanagement werden von der großen Mehrheit der Unternehmen in einem eigens gegründeten Krisenstab erarbeitet. So verfügen 79 Prozent der Firmen über ein offizielles Fachgremium, das für die Katastrophenschutzplanung zuständig ist. Dabei zeigt sich, dass bei den Gründen, sich für die Bildung eines Krisenstabs zu entscheiden, die besonders sensible Gefahr des potenziellen Mitarbeiterausfalls eine wichtige Rolle spielt. 87 Prozent der Betriebe, die den krankheitsbedingten Ausfall großer Teile der Belegschaft als existenzbedrohlich einstufen, verfügen über einen Krisenstab.

Wann die eigene Geschäftstätigkeit zum Erliegen kommt, wenn beispielsweise Zulieferer krankheitsbedingt ausfallen:

weniger als eine Woche = 11 %;
1 bis 2 Wochen = 25 %;
3 bis 4 Wochen = 23 %;
2 bis 3 Wochen = 55 %;
mehr ale ein Vierteljahr = 6 %

(N = 100, Mehrfachnennungen möglich)

IMWF-Studie "Krisenmanagement - wie deutsche Unternehmen auf den Krisenfall vorbereit sind"

Als Untersuchungsmethode für die Krisenmanagement-Studie wurde eine computergestützte Telefonbefragung unter Entscheidern der deutschen Wirtschaft gewählt. Insgesamt wurden 100 Fach- und Führungskräfte ausden Bereichen Business Continuity Management, Risikomanagement, Pandemie- sowie Epidemie- oder Katastrophenplanung befragt.

Quelle: IMWF - Institut für Management- und Wirtschaftsforschung

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