Bibliotheken der Dinge: Das leih ich mir mal kurz aus!

14.09.2023  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Spiel- und Werkzeuge, Saatgut, Kunstbedarf, Küchenausstattung: All diese Dinge könnten Sie in einer Library of Things, also einer Bibliothek der Dinge, finden. Mehr leihen, weniger kaufen lautet die Devise. Wir haben uns das spannende Konzept näher angeschaut.

Wohin mit all den schönen Dingen? Ob Material für ein künstlerisches Hobby, Geräte für das Heimwerkeln oder Spielzeug für die Kleinen: Für all das muss nicht nur das Geld da sein, sondern auch der Platz. Aber das ist bei vielen Menschen knapp – und selbst, wenn man beides reichlich hat, bleibt da noch die Frage nach der Nachhaltigkeit der ständigen Neuanschaffungen, die man womöglich viel seltener braucht, als man beim Kauf noch gedacht hat.

Leihen statt kaufen – Geld sparen, Stauraum reduzieren, Umwelt schonen

Gegen die Dreifachbelastung von Geldbeutel, Stauraum und Umwelt hilft, was freundliche Nachbar*innen und engagierte Bibliotheken schon seit jeher tun: Dinge lieber bei Bedarf ausleihen statt kaufen – und aus dem ewigen Kreislauf des Konsums ausbrechen. Das "Sharing" kommt auch in Deutschland gut an, etwa in Form von Carsharing oder "Ridepooling", wo fremde Menschen gemeinsam ein Taxi nutzen. Über Couchsurfing finden viele Menschen einen kostenlosen Schlafplatz, beim Foodsharing werden in öffentlichen Kühlschränken und Küchen Lebensmittel verteilt.

Doch wie sieht es bei Alltagsgegenständen aus? Während Nachbar*innen Bohrmaschinen, WLAN-Passwörter und Tassen mit Zucker privat teilen, gibt es auch öffentliche Angebote für das Entleihen von Alltagsdingen – die Bibliothek der Dinge.

Eine kleine Geschichte der Bibliotheken der Dinge

Ihr Konzept blickt bereits auf einige Jahrzehnte Geschichte zurück: Schon in den 1970ern entstanden in der Schweiz die ersten sogenannten Ludotheken (von lateinisch: ludus, Spiel), in denen Spiele gesammelt und verliehen wurden. Auch in Deutschland und Österreich gehören Brett- und Gesellschaftsspiele schon länger zum Leihbestand vieler Bibliotheken.

Aus dieser Bibliothek der Spiele ist seit Jahren vielerorts eine Bibliothek der Alltagsgegenstände geworden, kurz: der Dinge! Im Regelfall ist ihre Sammlung an eine klassische Bibliothek geknüpft, das Entleihen funktioniert über eine entsprechende Mitgliedskarte.

Was kann ich mir denn in Bibliotheken der Dinge ausleihen?

Wie wäre es mit einer Karaoke-Maschine für Ihre nächste Party? In der Bibliothek Adendorf in Niedersachsen könnten Sie Glück haben – hier können Sie eine solche nämlich ausleihen. In Haltern am See können Sie einen mobilen Fahrradgrill besteigen und -grillen oder beim nächsten Parkbesuch Ihre Jonglier-Künste mit einem Jonglier-Set unter Beweis stellen.

Der Teppich ist schmutzig? Dann haben Sie in Frankfurt die Wahl zwischen dem nächsten Reinigungsgeschäft und dem Waschsauger mit Teppichreiniger, den Sie aus der Reihe "Zeusch für Eusch" entleihen können. Wer daheim lieber kocht statt putzt, erfreut sich in Erfurt oder Linz einer per Handkurbel betriebenen Nudelmaschine.

Sie haben einen grünen Daumen und möchten lieber schon das nächste Gartenjahr planen? Dann werden Sie womöglich bei der mobilen Saatgutbibliothek der Büchereizentrale Schleswig-Holstein fündig. Dort können Sie Saatgut mit einer Frist von 8 Monaten entleihen, anpflanzen und ernten. Aus dem ausgereiften Saatgut gewinnen Sie neues Saatgut, das Sie am Ende des Jahres wieder an die Bücherei zurückgeben können – Frist eingehalten! Gerade sucht das Team zusammen mit dem Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e. V. übrigens verschollene Gemüsesorten. Wer noch Saatgutschätze im Familienbesitz hat, wird gebeten, sich zu melden.

Sogar Kunst kann ausgeliehen werden, etwa in der Kunstausleihe der Stadtbibliothek Bremen, die eine Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunstwerke von Gemälden bis Skulpturen zur Verfügung stellt. Das Angebot richtet sich auch an Firmen und Arztpraxen.

Weitere Bibliotheken und Ihre Angebote finden Sie hier: https://connect.oclc.org/bib-der-dinge

Mit Bibliotheken der Dinge Gutes tun

E-Gitarren, Backförmchen, Buttonmaschinen, Tischkicker, Stichsägen, Teleskope, Sofortbildkameras, Slacklines und Bluetooth-Lautsprecher: Wie Sie sehen, setzt die Fantasie dem möglichen Bestand einer Bibliothek der Dinge keine Grenzen. Das tun eher der in der entleihenden Einrichtung verfügbare Stauraum und die gestellten Mittel. Gegen Ersteres hilft ein reges Ausleihen, gegen Letzteres Spenden von Privatpersonen oder Firmen.

Kurz vor der Corona-Pandemie begeisterte Marie Kondos Reality-Serie "Tidying Up with Marie Kondo" weltweit mit ihren Tipps für ein glücklicheres, aufgeräumteres Leben mit weniger Besitz und vor allem "Clutter", also nutzlosem Kleinkram. Auch, wenn viele Buchbegeisterte entsetzt waren, wie rigoros Kondo auch zum Ausmisten von Bücherregalen anhielt: Ihre Vision, weniger zu besitzen, das man dafür besonders liebt, traf und trifft auch heute den Nerv der Zeit.

Bibliotheken der Dinge können Konsument*innen dabei unterstützen, aufgeräumter und reduzierter zu leben und trotzdem die Freuden der vielen schönen Dinge zu erleben, die es da draußen zum Basteln, Bauen, Spielen, Lernen und Erleben gibt, ohne, dass sie teuer angeschafft werden müssen und später im Schrank versauern. Stattdessen können viele Menschen sie nutzen – und damit ihren Wert erst richtig ausschöpfen.

Lesetipp zum Abschluss: Maker Spaces und Bibliotheken der Dinge passen super zusammen

Übrigens: Kennen Sie schon unseren Artikel zu Maker Spaces? Maker Spaces sind Werkstätten, in denen Menschen für kleines Geld Projekte umsetzen können. Auch sie verfolgen ein ganz ähnliches Prinzip wie die Bibliothek der Dinge, nur wird hier noch mehr ein Fokus auf das gemeinsame Zusammenkommen und Lernen gerichtet. Lesen Sie gleich mal rein!

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Bild: Anete Lusina (Pexels, Pexels Lizenz)

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